von A.M.
Facing Diversity, Intercultural Classroom Management – convert diversity from burden into opportunity
Vom 22.08. bis 27.08 habe ich an der oben genannten Erasmus+-Fortbildung in Dublin teilgenommen. Der Kursus wurde von der „Europass Teacher Academy“ durchgeführt.
Die Teacher Academy liegt am Rande des Stadtzentrums in einem recht noblen Stadtteil und ist mit dem Bus oder auch dem Fahrrad recht gut zu erreichen. Der Straßenverkehr (links) ist teilweise recht chaotisch und gerade als Fahrradfahrer muss man da sehr aufpassen. Das Gebäude der Schule ist älter, die Räume sind jedoch groß und sehr modern ausgestattet.
Montag, 22.08.
Am 22.08. begann meine Fortbildung. Unsere Gruppe bestand aus 6 Personen:
Zwei Rumäninnen, die an allgemeinbildenden Schulen in Klassen von bis zu 20 Personen unterrichten, eine Spanierin, die an einer weiterführenden Schule und einer Schule zur Berufsvorbereitung unterrichtet und zwei Deutsche, die für das Lehrerfortbildungsinstitut arbeiten und dort unter anderem für die Organisation zuständig sind.
Zunächst hat sich unsere irische Lehrerin Helen ausführlich vorgestellt.
Sie hat einen juristischen Hintergrund und ist später in das Unterrichten eingestiegen. Danach haben wir uns vorgestellt, insbesondere natürlich unsere derzeitige Tätigkeit.
Erstes Thema war, wie wichtig es ist, dass Lernende selbst die „Arbeit machen“. Als Beispiel befand sich eine Zeichnung an der Tafel, die wir interpretiert und ein entsprechendes Diagramm erstellt und ausgewertet haben. Hier war für mich interessant zu erleben, dass Teilnehmende mit oft unterschiedlichen Erfahrungen in Teamarbeit mit einem ganz geringen Input den Hauptteil der „Arbeit“ selber machen und der Lehrer nur als „Anleiter“ fungiert. Dieses Vorgehen ist zwar zeitaufwändiger, jedoch generell effektiver.
Dies möchte ich zukünftig noch mehr praktizieren.
Anschließend hat jeder eine kurze Präsentation über etwas Interessantes aus dem Herkunftsland gehalten. So sprach ich über den Hamburger Hafen.
Danach war Thema, wie man als Lehrer/in Teilnehmende wahrnimmt, etwa aufgrund ihres Verhaltens, der Kleidung und der Art zu sprechen. Eine einmal gefasste Meinung, so merkten wir, ist dabei schwer zu ändern. Dazu wurde ein Blatt verteilt, auf dem wir bestimmte Eigenschaften den Teilnehmenden des Kurses zuschreiben sollten und warum. Dabei stellten wir fest, dass dazu meist nur äußere Eindrücke führten.
Dienstag, 23.08.
Heute war das erste Thema Kultur. Wir diskutierten, welche Kriterien für
die Kultur eines Landes maßgebend sind, wie etwa Verhalten, Regeln, Traditionen, Lebensstil usw., sowie die Perspektive aus der heraus man dies beurteilt. Dazu wurde der „Cultural Iceberg“ besprochen, der zwischen sichtbaren Merkmalen, z.B. Kleidung, weniger sichtbaren und unsichtbaren Merkmalen differenziert.
Hier merkte ich, dass man oft von Äußerlichkeiten und Vorurteilen beeinflusst wird. Ich habe mir vorgenommen, darauf zukünftig zu achten und mich hiervon weniger beeinflussen zu lassen.
Dann haben wir die von dem niederländischen Sozialpsychologen Geert Hofstede entwickelten vier kulturellen Dimensionen besprochen, zu denen etwa Machtdistanz, Individualismus versus Kollektivismus und der Grad der Vermeidung von Unsicherheiten gehören. In einer Tabelle, siehe unten, haben wir anschließend viele länderspezifische Unterschiede kennengelernt. Wenig überraschend war für mich, dass etwa Deutschland einen hohen Grad an Unsicherheitsvermeidung und Individualismus hat, Spanien dagegen einen geringeren. Dies fand ich aufschlussreich, da man kulturelle Unterschiede von Teilnehmenden so besser einordnen kann.
Nach dem Kursus fand heute eine sehr interessante etwa 1 1/2-stündige „walking tour“ in der Innenstadt statt, die von einer Dubliner Lehrerin der Teacher Academy geleitet wurde. Die „walking tour“ hat mir sehr gut gefallen.
Mittwoch, 24.08.
Heute begannen wir mit dem Thema Kommunikation. Erste Aufgabe war eine Situation mit Mimik darzustellen („how to bring the message across“). Die anderen sollten durch Fragen herausfinden, was es ist. Ich fand erstaunlich, wie schwierig dies war. Anschließend sollten wir in Dreiergruppen Bildausschnitte zusammenfügen, was als „diplomatic negotiation“ bezeichnet wurde.
Nächstes Thema war, ob und in welchen Ländern es ein Klassensystem gibt. Bejaht haben wir das für England, Indien, China, Japan, China, Frankreich. Wir lagen damit richtig, da es Untersuchungen gibt, die dies bestätigen.
Danach sollten wir eine Plastikfigur beschreiben, wobei wir Rücken an Rücken saßen. Dabei merkte ich, dass der andere die Beschreibung teilweise ganz anders verstand, was ich so nicht erwartet hatte. Der Sender-/Empfängerhorizont wurde besprochen. Wir folgerten daraus, dass beim Unterrichten klares Kommunizieren sehr wichtig ist. Dies werde ich zukünftig noch mehr beachten.
Donnerstag, 25.08.
Heute ging es um Inklusion in Abgrenzung zu Integration, Exklusion und Segregation. Wir waren uns einig, dass Inklusion das Wichtigste ist und danach Integration. Bei Inklusion sind besonders die unterschiedlichen Lernstile, Interessen, Motivationen und persönlichen Erfahrungen sowie die Bereitschaft sich einzubringen zu berücksichtigen. Toleranz ist hierbei auch von den Teilnehmenden wichtig. Zu achten sei auf „respektvolle“ Aufgaben, flexible Gruppenbildung und anschließendes Feedback. Mir fehlten hier mehr Strategien, wie Inklusion zu erreichen ist.
Nächste Aufgabe war, Beispiele zu nennen, wann wir in unserem Unterricht kulturelle Erfahrungen gesammelt haben und wie wir reagiert haben, z.B. auf Störungen, zum Beispiel ignorieren bzw. konkret und ruhig ansprechen. Hier waren die Erfahrungen der anderen interessant.
Freitag, 26.08.
Es ging zunächst um eine sogenannte „concept map“, die von einer „mind map“ abzugrenzen ist. Die concept map ist eine Visualisierung von Begriffen (concepts) und ihren Zusammenhängen in Form eines Netzes. Sie erfasst Dinge, die sich „hinter einem Thema“ verbergen. Wir haben eine concept map zum Thema Hobbys entworfen und ausführlich besprochen. Wir stellten dabei fest, dass das Ergebnis auch von kulturellen Faktoren abhängt.
Anschließend gab es ein – ziemlich kurzes – Feedback zur Fortbildung in Form einer Übung, aus der sich meines Erachtens letztlich nicht die Meinung der anderen ergab. Anschließend haben wir Teilnehmenden gemeinsam in einem Pub zu Mittag gegessen.
Samstag, 27.08.
Als Bestandteil der Fortbildung fand bei bestem Wetter eine geführte Tagesexkursion mit dem Bus nach Glendalough in den Wicklow Mountains (südlich von Dublin) statt. Dabei und bei einem längeren Fußmarsch merkten wir, wie schön die irische Landschaft ist.
Resümee
In dem Kursus habe ich neues Wissen über interkulturelle Bildungspraktiken erworben und Kenntnisse und Anregungen zur Förderung einer gelungenen Kommunikation erhalten, die die Diversität von Teilnehmenden berücksichtigt. Weiterhin habe ich unterschiedliche Lernansätze von Teilnehmenden kennengelernt. Beides kann ich zukünftig besser berücksichtigen.
Es wurde ferner zur Selbstreflektion über die eigene Tätigkeit im Hinblick auf Diversität angeregt. Auch war interessant, Unterricht aus der Teilnehmerperspektive zu erleben. Weiterhin war der Austausch mit den Teilnehmenden aus 3 verschiedenen Ländern interessant.
Den Kursus bewerte ich allerdings lediglich mit befriedigend. Unsere Lehrerin Helen war zwar immer sehr nett und auch die Stimmung in unserer Gruppe war immer sehr gut. Die Themen waren überwiegend interessant, passten manchmal allerdings nicht zum Thema der Fortbildung und waren öfters an wichtigen Stellen zu knapp und an unwichtigen zu langatmig. Wir sprachen Helen mehrfach darauf an, dennoch änderte sich leider nicht viel. Ungünstig fand ich, dass am ersten Tag nicht nach unseren Erwartungen an die Fortbildung gefragt wurde. Es gab lediglich eine E-Mail-Abfrage eine Woche zuvor.
Mein Eindruck deckte sich mit dem der anderen Teilnehmenden unseres Kurses. Die Teilnehmenden eines zur gleichen Zeit stattfindenden anderen Teacher Trainings waren hingegen mit ihrer Lehrerin sehr zufrieden. Es lag also nicht an der Teacher Academy.
Außerhalb des Kurses habe ich viele kulturelle Eindrücke „mitgenommen“ und auch einen Einblick in das Leben in Irland bekommen, etwa durch gelegentliche Gespräche mit Iren. Aufgefallen ist mir immer der irische Akzent, etwa die Aussprache von Dublin mit einem kurzen „u“.
Irland – Land und Leute
Besonders im Juli und August ist Dublin stark überlaufen. Zudem findet in Dublin in der 2. Augusthälfte ein American Football Turnier statt. Die Teacher Academy vermittelt keine Unterkünfte, versendet aber eine Liste mit Unterkunftsmöglichkeiten. Ich hatte große Schwierigkeiten, überhaupt eine Unterkunft zu finden, zumal ich recht kurzfristig gebucht habe, was nicht zu empfehlen ist. Letztlich fand ich glücklicherweise noch über Airbnb eine wirklich gute Privatunterkunft bei einem irischen Ehepaar im Vorort Clontarf. Das Zimmer war sauber und recht groß und das Ehepaar war sehr nett. Ich kann eine Privatunterkunft sehr empfehlen. Sicher ist es etwas Glück wo man „landet“. Ich hatte dadurch einen gewissen Einblick in die irische Lebensweise und weitere Gesprächsmöglichkeiten. Den Aufenthalt hatte ich etwas verlängert und bin knapp 2 Wochen in Dublin gewesen. Nach dem Unterricht habe ich mir oft Interessantes angesehen. Unbedingt zu empfehlen ist dabei ein Besuch des Trinity Colleges und eine geführte Tour im Dublin Castle. Weiterhin gibt es sehr viele interessante Museen.
Dublin habe ich als eine sehr belebte, geschäftige und interessante Stadt wahrgenommen, mit einem sehr hohen Anteil von Einwanderern aus aller Welt. Mir hat Dublin gut gefallen. Das Preisniveau ist weit höher als in Deutschland, das gilt auch für Lebensmittel und Restaurants. Relativ günstig einkaufen kann man bei Tesco oder Lidl. Aus Gesprächen mit Iren habe ich erfahren, dass besonders Wohnraum extrem teuer ist. Sehr viele, auch ältere Iren und Einwanderer müssen sich daher Wohnungen teilen. Dabei sind Zimmerpreise von über 1000,- Euro die Regel.
Aufgefallen ist mir die Freundlichkeit und Offenheit der Iren. Sie schienen mir im Allgemeinen weniger zurückhaltend und auch etwas „direkter“ als etwa Engländer, deren Mentalität ich ebenfalls sehr schätze.
Glück hatte ich mit dem Wetter: das angebliche „typisch irische (schlechte) Wetter“ habe ich nicht kennengelernt. Es war die ganze Zeit sehr gut.