Florenz: Facing Diversity. Intercultural Classroom Management (4)

von H. Qaser

Am 09.04.2022 bin ich in Begleitung eines Kollegen nach Florenz geflogen. Die Landung in Florenz war aufgrund der Wetterlage schrecklich- ich war tatsächlich froh, als wir endlich einen festen Boden unter den Füßen hatten. Dennoch war der Schreck nicht vor Dauer, denn ich wollte mich unbedingt auf das neue Land konzentrieren und auf die Erfahrungen, die mich dort erwarteten.
Nach der Ankunft im Hotel habe ich mir in einem Restaurant als erstes etwas zum Essen besorgt. So kann man eine harte Ladung am besten überwinden!

Nach einer erholsamen Nacht bin ich dann am 10.04.2022 mit dem Zug nach Rom gefahren. Laut Plan habe ich zuerst das Kolosseum und danach die Stadt Vatikan besucht. Die ehemalige Arena beeindruckte mich sehr. Es ist tatsächlich nur ein Überbleibsel, und dennoch so grandios. Wie soll es dann ausgesehen haben, als es noch unversehrt und voller Menschen war? Ich versuche mir das vorzustellen. Die Stadt Vatikan hat etwas Ruhiges an sich, etwas sehr Würdevolles, trotz der vielen Besucher. Besonders vor Ostern soll es dort wirklich voll sein, und das merken wir auch. Klar wäre es mir lieber, wenn weniger Menschen um uns herum gelaufen wären, aber wenn man schon in Rom ist, muss man den Vatikan-Staat gesehen haben. Also mischen wir uns einfach unter die Leute. Nach einem richtig ausgiebigen Spaziergang, mit vielen Fotos als Erinnerung in meinem Handygerät, bin ich dann am späten Nachmittag zurück nach Florenz gereist. Morgen geht es also endlich zu meinem Seminar!

Montag, den 11.04.2022, Tag 1.

Laut Plan sollte der Kurs am Montag um 14:00 Uhr beginnen. Ich bin aber früher losgefahren, und habe die Stadt besichtigt, dabei aber ein sehr nettes Café entdeckt und mich zuerst für den Kurs mit einem guten italienischen Kaffee gestärkt. Ich habe es dennoch geschafft, überpünktlich im Kurs anwesend zu sein.

Als Begrüßung haben alle Teilnehmer, die aus verschiedenen Ländern wie Portugal, Spanien, Rumänien, und Deutschland kommen, eine Tasche bekommen. In der Tasche gibt es ein kleines Heft mit Stift und Wi-Fi password. Wie nett!

Damit die Teilnehmer sich besser kennenlernen, haben wir zuerst ein Kennenlernspiel gespielt. Wir haben uns gegenseitig Fragen gestellt, bzw. uns interviewt.

Es ist schön, dass wir 10 Personen aus verschiedenen europäischen Ländern hergekommen sind. Außer mir sind noch 3 Personen aus Deutschland.

Weiter ging es mit den Präsentationen der Teilnehmer. Jeder sollte seinen Arbeitsplatz vorstellen und die Institution, in der man arbeitet. Das nimmt tatsächlich einiges an Zeit in Anspruch. Wir sind Mitarbeiter einer VHS aber es gibt durchaus auch andere Institutionen hier, und es ist sehr interessant für mich, über die Arbeitsgebiete der anderen Teilnehmer mehr zu erfahren.

Unsere Dozentin, Frau Dari, hat uns danach über Sehenswürdigkeit der Stadt Florenz erzählt. Ebenfalls über mögliche Exkursionen, die wir am Mittwoch, Freitag oder am Samstag mitmachen dürfen.

Unser Unterricht beginnt offiziell mit dem Thema „Interkulturell und Multikulturell“.

Unter Multikulturell versteht man eine Gesellschaft, in der verschiedene Kulturen nebeneinander bestehen. Das Wort Interkulturell beschreibt, was passiert, wenn Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen miteinander leben und sich gegenseitig beeinflussen. Keine Frage, das passiert von allein! Ohne dass wir es merken, und wir es sogar wollen, färben andere Kulturen auf uns ab- aber eigentlich ist es gut so!

Ebenfalls haben wir uns mit dem Thema „Bias – Rassismus“ beschäftigt.

Bias: ist ein unverhältnismäßiges Gewicht zugunsten oder gegen eine Idee oder Sache. Normalerweise auf eine Art und Weise, die verschlossen, nachteilig oder unfair ist.

Mit diesem Thema werden wir uns auch mehr beschäftigen, sowie auch mit dem Begriff, der mir bis heute tatsächlich unbekannt war.

Am Ende des heutigen Tages hat unsere Dozentin uns viele Restaurants und Bars vorgestellt, in denen man Pizza, Pasta, Wein und andere italienische Köstlichkeiten genießen kann.

Eine App, die Paddelt heißt, wurde uns auch vorgestellt. Mit dieser App können wir unsere Fotos, Texte und Berichte miteinander teilen. Diese werde ich auch tatsächlich ausprobieren! Der Tag vergeht wie im Flug und wir sind auch schon mit dem ersten Unterrichtstag fertig. Da wir auch später angefangen haben, ist es auch schon in den frühen Abendstunden, als ich ins Hotel zurückkehre und erstmal einen ruhigen Abend genieße- die ersten drei Tage in Italien waren tatsächlich sehr ereignisreich und ich fühle mich sehr müde.

12.04.2022, Florenz Tag 2

Der zweite Kurstag und mein insgesamt vierter Tag in Italien beginnt mit dem Klang der Wecker und ein ordentliches Frühstück. Ich muss mich allerdings tatsächlich beeilen, weil ich etwas spät dran bin. Es gibt natürlich viel zu sehen, und ich will einerseits nichts verpassen, andererseits auch meinen Kurs so gut es geht absolvieren und jede neue Information mitnehmen, die ich dort erhalten kann. Ich unterrichte noch nicht so lange, somit ist gerade für mich wichtig, Erfahrungen zu sammeln. Und wenn man sich gleich an „zwei Fronten“ bemüht- in einem richtig guten und nützlichen Kurs, und bei dem Kennenlernen eines Landes, nutzt man jede Sekunde und schläft natürlich nicht sehr viel. Alles gut- dafür bin ich ja hier! Ich beende mein Frühstück und fahre mit dem Bus zu der Teacher Academy.

Wir fangen mit einer lockeren Übung über Menschen und ihre Essgewohnheiten an. Die Aufgabe ist einfach: eine Gruppe Kursteilnehmer aus unterschiedlichen Ländern kommt nach Italien und wir müssen ein Dinner für sie organisieren. Ich denke spontan an alle netten Restaurants, die ich gesehen und teilweise besucht habe in den letzten Tagen. Ich mochte bisher alles in Italien. Es fiel mir nicht schwer, etwas für meinen Geschmack zu finden. Aber ist es bei allen Menschen so? Die Kultur und die Herkunft prägen sogar die Essgewohnheiten. Wenn mir ein Teller Pasta reicht, kann vielleicht die nächste Person nichts damit anfangen. Und genau darum geht es- schon bei den einfachsten Dingen die Unterschiede zu erkennen und die Menschen so besser kennen zu lernen. So muss auch ein Dozent anhand der einfachsten Dinge im Unterricht erkennen, welche heterogene Gruppe sich da zusammengestellt hat, und wie man sie fördern und fordern kann.

Und während wir darüber sprechen, gleiten wir automatisch zu der nächsten Folie der Kurspräsentation. Ja, warum ist es eigentlich wichtig, die Diversität im Klassenraum trotzdem zu behalten? Wir versuchen eigentlich aus unterschiedlichen Menschen, die aus den entferntesten Ecken der Welt kommen, eine einheitliche Klasse zu machen. Sollten wir nicht einfach versuchen alle gleich zu behandeln und sie zu einer einheitlichen Gruppe zusammen zu schmelzen? Es wäre doch besser zum Unterrichten! Man erkennt dabei aber, dass das nicht das Ziel des Unterrichtens ist. In meiner Klasse versuche ich, jeder Person, so unterschiedlich sie sein mag, möglichst gut zu helfen in die deutsche Sprache einzusteigen. Ich habe tatsächlich bisher nur nicht alphabetisierte Personen unterrichtet. Sie haben kaum Berührungspunkte zueinander, und es geht nicht darum, welche zu schaffen. Es geht darum sie bei ihrem unterschiedlichsten Sprachniveaus mitzunehmen, zu erkennen an welcher Stufe des Spracherwerbs sie sich befinden und sie von dort aus zu unterstützen, in die Sprache einzutauchen. Ihre Diversität kann man sich dann in sofern für den Unterricht nützlich machen, dass man erkennt, welche Stärken und kulturelle Prägungen sie rein menschlich mitbringen, um ihnen die Dinge besser zu erklären.

Es kostet Zeit, und man braucht spezifisches Wissen dafür- das ich mir hoffentlich auch in diesem Kurs aneignen werde, denn ich merke schon heute am zweiten Tag tatsächlich, dass mir der Kurs viele Gedankenanstöße ermöglicht. Während wir locker über die Kursthemen diskutieren und die Übungen des Kurses erledigen, fallen mir neue und neue Aspekte auf, die ich so davor nie betrachtet habe. Ich gestehe, dass zu Anfang mancher Übungen ich nicht so ganz nachvollziehen konnte, wofür sie nun gut sein werden- aber nach einigen Minuten erkenne ich immer deutlicher, worum es geht. Und vor allem, dass das Unterrichten mit den Menschen und für den Menschen stattfindet! Also muss man den Weg suchen ihnen näher zu kommen, statt zu erwarten, dass sie es selbst tun.

Wir halten uns auch kurz bei dem Thema Rassismus auf, denn auch dieses Thema muss angeschnitten werden. Traurig, dass auch im 21. Jahrhundert wir immer wieder genau hingucken müssen, wann genau Rassismus anfängt und warum Menschen dazu neigen, rassistisch zu werden. Man hat früher nicht offen darüber gesprochen oder so getan, als ob es dieses Thema nicht gibt. Umso wichtiger ist es aber, sich damit zu befassen, um selbst den kleinen Anflug an Rassismus im Klassenzimmer zu erkennen und darauf als Dozent einzuwirken bzw. dem Einhalt zu gebieten. Um Rassismus vorzubeugen, könnte man zum Beispiel die unterschiedlichsten Menschen dazu bringen, miteinander zu arbeiten, damit sie sich besser kennen lernen und näherkommen. Unsere Kursleiterin erklärt, dass wir die Medien nutzen könnten um die erste Barrieren aus dem Weg zu schaffen, indem wir Menschen einfach online zusammenarbeiten lassen können. Sie zeigt uns eine Website, die uns ermöglicht, den Teilnehmern zusammen eine Aufgabe zu erteilen. Jeder kann sich einloggen und seinen Part erledigen, schaut aber auch, was die anderen Teilnehmer vor ihm dort gemacht haben, und ergänzen das. So bekommt man das Gefühl, sie ein wenig schon zu kennen.

Nach der Pause sehen wir auf dem Bildschirm einen großen Eisberg. Viele der Teilnehmer scheinen das schon zu kennen und diskutieren einfach drauf los. Ja, der Mensch ist mehrschichtig und ähnlich wie bei einem Eisberg sehen wir nur die Spitze. Ah, so ist es also gemeint! Ja, es klingt logisch. Man kann nicht mehr als die Oberfläche sehen. Man muss kommunizieren, um tiefer in den Charakter des Menschen einzutauchen. Aber muss man das tun? Muss man wirklich bei jeder Person in der Klasse versuchen, sie besser kennen zu lernen? Nun ja, es geht schließlich hier um effektives Unterrichten. Man kann niemanden effektiv unterrichten, wenn man keinen Zugang zu ihm findet. Also muss man sich eingestehen, dass man sich die Zeit nehmen muss, um einmal „unter dem Wasser“ zu schauen. Zumindest so viel, um zu verstehen, wie jemand im Unterricht vorankommen kann, oder wenn er es nicht tut, aus welchen Gründen das so ist. Der Schlüssel nennt sich Kommunikation. Wir beschäftigen uns mit ihren Formen:

– Passive Kommunikation:

– Aggressive Kommunikation

– Passiv – agressive Kommunikation

– Assertive Kommunikation:

Es ist wichtig zu verstehen, wie die Menschen miteinander kommunizieren und welche Art der Kommunikation sie wählen, um sich mitzuteilen. Wir üben das ein wenig. In zwei Gruppen machen wir Übungen zu diesen Kommunikationsarten und versuchen sie zu verstehen. Dabei achten wir…ja, tatsächlich auf die einfachsten Dinge. Werden wir angeschaut, wenn man mit uns spricht? Wie ist der Unterton? Die Tonlage der Stimme? Was zeigt uns dabei die Körpersprache der Person und ist sie eher introvertiert, oder selbstbewusst?

Die Zeit vergeht sehr schnell an diesem Tag. Die Themen haben nicht nur meinen Wortschatz in Englisch gefordert, sondern auch mich zum Nachdenken an wirklich vielen Stellen gebracht. Ich merke also, dass ich richtig hungrig bin und eile in die Stadt, um etwas zu essen und natürlich auch mir weiter die Stadt anzuschauen. Es gibt viel zu sehen in Florenz! Ich hoffe, dass ich es in der kurzen Zeit hier schaffe die schönsten Sehenswürdigkeiten auch noch zu besichtigen. Es ist schon sehr spät, als ich ins Hotel zurückkehre und so freue ich mich auch auf den nächsten Tag in meinem Kurs!

13.04.2022, Florenz Tag 3

Am dritten Kurstag scheint wieder die Sonne, was für Italien allerdings vollkommen normal ist. Da ich gedanklich das aber mit meinem Alltag in Norddeutschland vergleiche, ist es für mich natürlich bei weitem nicht so selbstverständlich. Ich freue mich auf das gute Wetter hier, ich bin aber auch sehr neugierig auf den Kurs. Also beende ich schnell mein Frühstück und fahre schnell zur Teacher Academy. Heute ist auch eine Erkundungstour geplant, auf diese freue ich mich besonders. Aber zuerst die Arbeit!
Als ich ankomme, sind schon fast alle Teilnehmer da. Unsere Dozentin wartet auf uns mit einer Aufgabe. Es geht um die unterschiedlichen Arten der Intelligenz. Die Aufgabe entpuppt sich als ein Test für Multiple Intelligence. Ich mache gern Tests und Quizze mit mir selbst, also freue ich mich auf diese Aufgabe und bin schon ganz gespannt auf das Ergebnis. Zuerst aber etwas über die Arten der Intelligenz. Man erkennt 8 solche Arten:

1. Verbal/ Linguistic
2. Mathematical/ Logical
3. Musical
4. Visual/ Spacial
5. Kinesthetic
6. Interpersonal
7. Intrapersonal
8. Naturallistic

Die Dozentin erklärt jede Art dieser Intelligenzen mit einigen Worten und mir wird bewusst, wofür die Übung gut ist- es geht um Stärken finden. Wenn man lernt, seine eigenen Stärken zu finden, kann man sie auch bei den anderen Teilnehmern bzw. bei seinen Schülern besser erkennen und sie dann so fördern. Ich mache den Test und bin sehr stolz darauf, dass mir anscheinend gleich mehrere Sachen zum gleichen Teil liegen. Andere dagegen nicht so, aber immerhin! Ich vergleiche meine Ergebnisse mit der Gruppe und sehe, dass wir wirklich sehr unterschiedlich sind, was sich anhand dieses Tests zeigen kann. Das ist aber auch gut so. Grundsätzlich bewundere ich Menschen, die andere Dinge können als ich. Und ich kann mich nützlich machen, indem ich das erkenne und als Teil des Unterrichts im Klassenraum einbaue. Zumal man solche Übungen sogar anhand von Medien oder Internetseiten durchführen kann, so richtig digital. Ich nehme das für mich als Gedanke mit, das kann ich im Kursraum machen, sobald meine Teilnehmer sich etwas besser verständigen können.

Wir reden in dem Kurs noch eine Weile über die Ergebnisse des Tests, über Erkennen von Stärken, das Einordnen von Emotionen und wie wir damit im Unterricht umgehen können. Besonders dann, wenn die Teilnehmer sich noch nicht so richtig mit der Sprache vertraut fühlen. Da helfen Smileys, aber auch das Schaffen von einem Pool an Wörtern zum Thema „Emotionen“. Das muss thematisiert werden und auch in der Klasse muss man offen darüber sprechen, welche Gefühle verschiedene Situationen hervorrufen. Zum Beispiel, wenn sich jemand nicht traut, Deutsch zu sprechen. Viele Menschen haben Angst oder fühlen sich unwohl, eine Sprache zu benutzen. Warum ist das so? Was empfindet jemand, wenn die richtigen Wörter einfach nicht in einem Satz sitzen bleiben wollen und einfach hin und her im Kopf herumtanzen?
Wie kann ich mir dabei selbst helfen? Dabei helfen die multiplen Intelligenzen, man muss nur erkennen wie man sich selbst weiterhelfen kann und worin man selbst gut ist, um das zu kompensieren.

Wir machen weitere Übungen. Für mich ist klar, heute beschäftigen wir uns mit der Tiefe der menschlichen Persönlichkeiten. Wir reden über typische Situationen, bei welchen die Menschen in Schwierigkeiten bei der Kommunikation geraten. Zum Beispiel, wenn man nicht gewohnt ist, sich mit anderen Menschen einfach spontan auszutauschen. Auch das muss geübt werden und man muss manchmal Ängste überwinden, um sich selbst bei der Kommunikation zu helfen. Die Übung ist interessant und die Zeit vergeht sehr schnell. Wir merken außerdem, dass einige Teilnehmer unseres Kurses noch nicht geschafft haben, uns ihre Präsentationen zu zeigen, die wir am ersten Tag vorbereitet haben. Also holen wir das jetzt vor der Mittagspause nach und können Fragen stellen und Bemerkungen abgeben.

Die Mittagspause ist interessant. Wir kennen uns schon alle ein wenig und plaudern etwas lockerer im Flur miteinander. Das macht tatsächlich eine tolle Atmosphäre und ich fühle mich ein wenig wie in der Schule.

Nach der Pause geht’s aber weiter mit dem Kurs und wir beschäftigen uns mit einem Begriff, der mir nichts sagte: Mindfulness.

Man kann sagen, dass das eine Art Selbstfindung ist. Der Begriff beinhaltet Mechanismen, die uns helfen können einfach qualitativ besser zu leben. Es geht um die richtige Wege für sich zu finden, sein Leben so zu gestalten, dass man seine Zeit sinnvoll nutzen kann und sich selbst in gewissen Situationen selbst helfen kann. Wir sprechen darüber, dass es besonders wichtig ist etwas zu finden, was einen beruhigt, wenn man rastlos und unruhig ist oder gerade nicht weiter weiß. Denn nur ausgeglichene Menschen sind lernfähig und auch belastbar genug, um richtig etwas zu lernen und voranzukommen. An sich selbst muss man aber stets arbeiten, und zwar nicht nur an seinem Wissen. Auch an seinen inneren Eigenschaften, die man erkennen und entwickeln muss. Mindfulnes trägt dazu bei einfach das Leben „richtig“ zu leben.
Ich weiß zwar noch nicht, wie ich das unseren Teilnehmern weitergeben kann, aber für mich als Lehrkraft ist das schon wichtig. In der Ruhe liegt die Kraft, sagt man ja bekanntlich. Also ruhig und ausgeglichen bleiben und Wege schaffen, sich selbst auf die wichtigen Dinge im Unterricht zu konzentrieren. Das ist, was ich für mich aus dieser Thema mitnehmen kann und es erscheint mir nicht nur sinnvoll, sondern auch wirklich notwendig. Man kann es nicht glauben, aber manchmal sind die Emotionen in der Klasse schon groß. Meine Teilnehmer können noch nicht lesen und schreiben, viele haben in ihrer Heimat nicht einmal einen Stift benutzt. Das Gefühl, etwas nicht zu können, die Angst ausgelacht oder ausgegrenzt zu werden- das kann schon auch in der Klasse belasten oder sogar zu Schwierigkeiten führen. Darum ist es wichtig, als Lehrkraft eingreifen zu können und dabei ruhig zu bleiben. Und sich selbst dabei gut kontrollieren.

Kontrolle ist der Schwerpunkt auch einer der nächsten Übungen. Wir sollen überlegen, welche Dinge in unserer Macht liegen und welche nicht. Welche Gedanken können wir bändigen, und welche Situationen oder Angelegenheiten im Leben können wir so gar nicht beeinflussen und müssen einen Umgang damit finden? Wir sollen das aufschreiben und versuchen das zu vergleichen. Aber auch überlegen, ob wir etwas davon verändern können oder nicht. Es entsteht dabei eine bunte Diskussion. Hier sind die Meinungen unterschiedlich und es ist sehr interessant für mich. Wir beenden den heutigen Kurstag dann mit dieser Diskussion, denn es ist endlich die Zeit für die geplante Stadttour.

Sie startet pünktlich und ich tauche so richtig in die Atmosphäre der Stadt ein. Man merkt der Stadt ihre lange und üppige Geschichte an. Viele Gebäude sind wie aus einem alten Roman für mich. Ich schaue mir alles genau an und mache viele Fotos. Es gibt viel zu sehen in Florenz, besonders, wenn man sich für Geschichte interessiert. Auch kulturell hat die Stadt viel zu bieten, und – wie hätte es auch anders sein sollen! – kulinarisch natürlich sowieso! Selbstverständlich will ich das auch an diesem Abend in Erfahrung bringen und nehme Platz in einem netten kleinen Restaurant, in dem ich es mir draußen auf der Terrasse des Restaurants gemütlich mache und ein vorzügliches Abendessen in Bella Italia genieße. Es schmeckt aber auch wirklich alles hier!
Der Weg zum Hotel ist dann wie ein netter Spaziergang für mich, und ich freue mich jetzt schon darauf, was der nächste Kurstag für mich bereit hält!

14.04.2022, Florenz Tag 4

Ich bin schon seit 6 Tagen in Italien und seit 4 Tagen in meinem Kurs in Florenz. Es ist eine sehr interessante Erfahrung für mich hier zu sein, aber vor allem ist es ein schönes Gefühl aufzuwachen und direkt die Sonne zu begrüßen. Bei uns in Deutschland haben wir leider nicht immer diese Gelegenheit und schon allein das ist für mich sehr schön. Den Kurs empfinde ich bisher als sehr informativ und nützlich für mich, wenn ich auch manchmal an manchen englischen Begriffen „zu knabbern“ habe. Aber es macht nichts- ich bin schließlich zum Lernen hier, also schreibe ich mir alles Neue akribisch auf.

Mit einem Kaffee in der Hand gehe ich zur Teacher Academy. Unsere Gruppe ist sehr freundlich. Echt schade, dass wir uns nur für eine so kurze Zeit treffen, ich könnte mir vorstellen auch für länger einen Kurs zu buchen und mit denselben Menschen vielleicht einen ganzen Monat zusammen zu arbeiten.

Wir starten in den Arbeitstag mit dem Wort „Competence“. Die Dozentin möchte gern wissen, wie wir dieses Wort verstehen. Ja, sie hat zwei Bedeutungen, aber wie man es merkt, versteckt sich dahinter bei weitem mehr. Wir reden über die verschiedenen Arten von Kompetenzen und wie man überhaupt dazu kommen kann, Kompetenzen zu entwickeln oder welche zu bekommen. In vielen Punkten geht’s da um Sammeln von Erfahrung, was wiederum Menschen kompetent macht und ihnen auch Kompetenzen verleiht. Kompetenzen nutzen und sie im Klassenraum einzusetzen ist sehr wichtig für Lehrkräfte. Aber auch Kompetenzen erkennen und fördern, wenn man sie bei Teilnehmenden entdeckt. Ich höre gern zu diesem Thema zu, für mich ist alles interessant, was erfahrenere Kollegen zu berichten haben.
Und sie haben auch Vieles zu berichten. Ich staune immer wieder darüber, welche unterschiedlichen Erfahrungen beim Unterrichten schon gemacht wurden.

Da jeder seine eigenen Kompetenzen hat, hat auch jeder, der schon länger unterrichtet, seine eigenen Lernmethoden entwickelt. Das ist auch das nächste Thema, zu dem wir wie von allein hinübergleiten.

Wir hatten uns ja die Tage davor mit den multiplen Intelligenzen beschäftigt. Da wir nun wissen, dass jeder Mensch ein unterschiedliches Set von Eigenschaften und Fähigkeiten besitzt, stellen wir fest, dass man dafür auch unterschiedliche Lernmethoden entwickeln muss.
Auch als unterrichtende Lehrkraft muss man sich bemühen, seinen Schülern mehrere Beschulungsarten anzubieten. So beschäftigen wir uns also mit den Lernmethoden und erläutern mehrere solche.

Eine der bekanntesten Methoden ist „The X-based learning aktiv“-Methode. Also das Fokussieren auf ein Thema im Unterricht und das Nutzen von verschiedenen Hilfsmitteln, die immer wieder dieses eine Thema bekräftigen und unterstreichen. Diese Methode ist sowohl für Dozenten als auch für Teilnehmer gut. Zum einen können sich die Teilnehmer alles einfacher merken, wenn sie bei dem Unterricht sich nur auf dem einen Hauptthema konzentrieren brauchen, zum anderen muss man als Dozent nicht mehrere Sachen gleichzeitig erklären und kann nicht vom Thema abschweifen. Es geht schlicht darum, ein einziges Thema mit unterschiedlichen Übungen zu verstärken und sie so für alle verständlich machen.

Mein Kollege aus Tornesch erklärt, dass man oft auch diverse Lernspiele im Unterricht einsetzen kann, da die Kursteilnehmer dadurch schnell lernen und es ihnen auch Spaß macht. So erinnert man sich einfacher an die Dinge, die man gelernt hat. Ja, das haben wir beim unseren letzten Dozentenaustausch in Tornesch auch schon thematisiert. Heutzutage ist es ganz einfach, denn wir können immer wieder neue Medien zu diesem Zweck einbringen. Da, wo man früher nur einen Stift und einen Zettel zur Verfügung hatte (noch früher nicht einmal das!) kann man heute auf moderne Geräte wie iPads und interaktive Screens zugreifen. Damit Spiele zu erstellen oder zu spielen bietet sich geradezu an!
Auch das Angebot an verschiedenen Apps für das Erlernen von Sprachen oder anderen Fächern wird täglich immer größer. Man kann das so zusammenfassen: wer wirklich etwas lernen möchte, hat es heutzutage sehr einfach!

Wir machen eine kurze Pause, danach geht es mit dem Erläutern von den 4 wichtigen Begriffen, die mit dem Buchstaben „C“ beginnen. Es ist einfach zu merken:
1. Collaboration / Zusammenarbeit
2. Communication / Kommunikation
3. Creativity / Kreativität
4. Critical Thinking /kritisches Denken

Es ist eigentlich logisch, warum diese vier Begriffe so wichtig im Unterricht sind. Es gibt keinen Unterricht ohne Zusammenarbeit. Nicht nur die unter den Teilnehmenden, sondern aber auch zwischen den Teilnehmenden und der unterrichtenden Fachkraft. Die Kommunikation ist die einzige Möglichkeit der richtigen Zusammenarbeit, und zwar in jeder Form. Dabei muss man manchmal Kreativität anwenden, um auch zu überlegen auf welche Art man am besten kommunizieren kann. Wie versteht man mich am besten? Wie komme ich am besten an? Verstehen die Teilnehmer das, was ich erkläre, wie ich mir das vorstelle, oder kommt es doch anders rüber? Kommuniziere ich verständlich? Ist meine Körpersprache hilfreich dabei?
Sich selbst zu hinterfragen gehört zu dem kritischen Denken. Dabei muss man mit sich selbst sehr ehrlich sein, denn sonst tut man sich eigentlich auch keinen Gefallen und es bringt auch sonst nichts. Also muss man auch stets an sich selbst arbeiten und diese vier Dinge immer anwenden.
Ich mache mir dazu einige Notizen, denn dieses Prinzip finde ich nicht nur zum Unterrichten gut, sondern auch allgemein für das Leben.

Als ob sie meine Gedanken nur noch mehr vertiefen möchte verteilt uns die Dozentin noch einige Arbeits- und Merkzettel mit wichtigen Begriffen und Erklärungen. Diese sollen wir uns nachher in Ruhe angucken und versuchen, mit ihnen selbstständig zu arbeiten. Es gibt darunter einige Vorschläge zur Projektentwicklung mit Schülern, diese werde ich mir bei der nächsten Kaffeepause oder später im Hotel in Ruhe angucken.

Im Großen und Ganzen geht es aber um Lernen, Lernen, und noch einmal Lernen. Wie kann man das vereinfachen? Wie kann man sich Dinge besser merken? Wie kann man anderen Personen helfen, etwas besser zu verstehen? Welche gemeinsamen Projekte kann man zu Lernzwecken nutzen?

Unsere Dozentin hat tatsächlich auch als Abschluss des Lerntages ein Projekt für uns vorbereitet. Eine Art Spiel, das wir in Gruppen spielen werden. Ich merke, dass ich mich gleich herausgefordert fühle. Ich habe schon in der Schule solche Aufgaben gemocht, und mich immer als Erste für unterschiedliche Aktivitäten gemeldet. Dieses Mal weiß ich aber gar nicht, was auf mich zukommt und halte mich etwas zurück. Ah, es geht um eine Art Wettbewerb. Wir sollen kleine Aufgaben erfüllen und das möglichst schnell. Und wir müssen uns dabei bewegen, und zwar in der Stadt, nicht im Klassenzimmer. Unsere Dozentin hat sich das so überlegt: in Gruppen aufgeteilt und in Teamwork sollen wir durch die Stadt gehen und unterschiedliche Objekte suchen. Ja, dafür eignet sich Florenz wohl sehr gut- hier gibt es so viele wichtige und bedeutende künstlerische und geschichtliche Werke und Objekte aus der Antike und von heute, dass man so eine aktive Aufgabe sehr gut vorbereiten kann. Wenn wir die Objekte auf unserer Liste gefunden haben, gibt es etwas zu erledigen zu jedem davon. Wer zuerst fertig wird, gewinnt!

Unsere Gruppe besteht aus drei Personen und zum Glück sind wir beide „Tornescher“, mein Kollege Eman und ich, zusammen in einer Gruppe. Dazu gesellt sich Ilias. Er ist sehr nett und passt gut zu uns. Und er ist auch sehr kreativ, das ist uns schon früher aufgefallen. Zusammen mit ihm suchen wir die Objekte auf unserer Liste. Wir haben bekommen:

1. Das Porträt von Michelangelo finden.
2. Eine bestimmte Figur in Loggia di Lanzi finden.
3. Street Art- Video produzieren.
4. Street Music -Video produzieren.
5. Fontana der Porcellino.

Die Objekte sind nicht sehr weit auseinander, aber man muss schon ein wenig suchen. Die Aufgaben zu den Objekten sind zwar klar und einfach, man muss aber überlegen wie genau man sie verwirklichen muss. Wir reden die ganze Zeit und tauschen Ideen aus. Und rennen natürlich durch die Stadt unter höchstem Zeitdruck, denn auch Eman und Ilias möchten gern, dass wir Erste werden. Dabei haben wir wirklich Spaß wie Kinder an diesem sonnigen Tag- als hätte man echt nichts Besseres machen können, als an diesem Donnerstagnachmittag einfach um die Wette zu laufen und dabei mit der Stadt Florenz und ihren Sehenswürdigkeiten „Verstecken und Entdecken spielen“. Hochmotiviert beenden wir auch die letzte Aufgabe und beenden unsere Mission tatsächlich sogar als Sieger! Einen Preis gab es nicht. Aber ich habe mich nachher selbst mit einem großen Zitroneneis belohnt!

Ich muss zugeben, ich wäre so nicht auf die Idee gekommen eine solche Aufgabe meiner Klasse zu geben. Das Wort „lernen“ assoziiert man an erster Stelle mit Büchern, Stifte, Lehrertafel, Schule. Die letzte Aufgabe war ein Beweis dafür, dass es auch ganz anders geht. Man kann auch durch Spielen, Bewegen und Spaß haben etwas lernen. Nicht nur über das Fach, sondern auch über die Menschen, mit denen man lernt oder arbeitet. Und eine der wichtigsten Formen des Lernens ist das Lernen über sich selbst. Die Entwicklung der eigenen Eigenschaften und Persönlichkeit, nicht nur der fachlichen Kenntnisse. Die notwendigen Erfahrungen über sich selbst zu sammeln bringt ganz andere Möglichkeiten mit sich. Ich bin sehr froh, dass ich diesen Kurs mitmache, denn so viel hatte ich mich damit bisher nicht befasst und es war mir nicht bewusst, wieviel „Selbstentwicklung“ man immer wieder in seinem Alltag brauchen wird. Ich lerne hier nicht nur, wie ich besser unterrichten kann, ich lerne auch, wie ich mich selbst besser unterrichten kann. Und letztendlich, wer ich bin und was ich kann oder erreichen kann. Und zwar während mir der Alltag sogar richtig Spaß macht. Das ist für mich die wichtigste Erkenntnis dieses Tages.

15.04.2022, Florenz Tag 5

Und schon ist der letzte Tag unseres Seminars da!

Nach dem Frühstück fahre ich wie jeden Morgen mit dem Bus 23 Richtung Teacher Academy. Die Gruppe ist komplett, als ich reingehe und es geht auch zügig mit dem Unterricht weiter. Unsere Dozentin erzählt uns ein paar kurze Eindrücke aus unserer Gruppe, die sie selbst in der vergangenen Woche gesammelt hat. Es ist schön ein positives Feedback zu bekommen. Auch wir sind von dem Kurs total begeistert, alle sind der Meinung, wir hätten locker noch länger das Seminar machen können.
Wir bekommen auch ein kleines „Geschenk“ von der Teacher Academy. Einen einmaligen Gutschein, mit dem wir an einem Online-Kurs unserer Wahl teilnehmen können. Wie nett! Selbstverständlich werde ich das Angebot entgegennehmen und sobald ich zu Hause bin, mir einen passenden Kurs aussuchen.

Weiter geht es mit einigen Präsentationen, die Kursteilnehmer vorbereitet haben. Die Themen sind unterschiedlich und immer global wichtig. Ein Thema war zum Beispiel der Klimawandel und die Auswirkungen des Klimawandels, sowie auch die Möglichkeiten, dem entgegen zu wirken.

Ein anderes Thema handelt von der Vorbereitung der Migranten für den Arbeitsmarkt sowie unterschiedliche Mechanismen zum Erlernen der Sprache in einem fremden Land. Viele Migranten sind sich nicht bewusst, dass es nicht ausreicht eine Sprache lediglich im Alltag zu sprechen, um auf dem Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein. Man muss auch Schreiben können und auch die Sprache grammatikalisch korrekt anwenden. Das wird oft unterschätzt, auch wir haben die Erfahrungen gemacht, dass viele Teilnehmer der Deutschkurse den Kurs abbrechen, sobald sie einen Job finden, bevor sie das Zertifikat bekommen und richtig sprechen können. Selbstverständlich erscheint ihnen zuerst das Verdienen von eigenem Geld wichtiger und ist auch lobenswert. Aber kaum in dem beruflichen Leben angekommen, stoßen sie auf die sprachlichen Schwierigkeiten und nur wenige Monaten später stehen sie wieder bei uns in der VHS und brauchen dringend einen Kurs. Wir Dozenten müssen die Teilnehmer über diese Schwierigkeiten aufklären und auch die Menschen darauf vorbereiten, dass auf dem Arbeitsmarkt nur derjenige konkurrenzfähig ist und eine Chance hat, der auch gute Deutschkenntnisse mit einem Zertifikat anbieten kann.

Dieses Thema interessiert mehrere Kursteilnehmer unseres Kurses und wir tauschen uns etwas länger darüber aus. Jeder trägt mit seiner Erfahrung dazu bei und es entsteht eine nette Diskussionsrunde. Daraus ergibt sich die Frage, ob es hilfreich ist oder eher ein Problem, wenn die Teilnehmer in einem Deutschkurs in ihrer Muttersprache im Kurs sprechen können.

Für mich persönlich ist es oft von Vorteil, wenn man die Dinge im Kurs auch auf der Muttersprache erklären kann. Ich unterrichte Personen, die eine Alphabetisierung brauchen. Viele von ihnen sind auch nicht einmal in ihrer Heimat zur Schule gegangen und brauchen Zeit um sich überhaupt daran zu gewöhnen, etwas bewusst zu lernen. Einige davon haben sogar Schwierigkeiten, mit einem Stift in der Hand im Unterricht mitzumachen.
Das können wir uns vielleicht so nicht vorstellen, aber es ist tatsächlich so. Dass man da auf die Muttersprache zurückgreifen kann, um etwas zu erklären, ist sehr wichtig für unsere Gruppe.
Die Teilnehmer sind meistens froh und dankbar darüber, wenn man ihnen kurz etwas auf ihrer Sprache erklären kann, auch wenn der Unterricht sonst auf Deutsch stattfindet.
Wenn man wirklich alles neu erlernen muss und jemand nur in einer fremden Sprache spricht und erklärt, das schüchtert die unerfahrenen Menschen ein und sie verlieren manchmal die Motivation, dass sie in der Lage sind, etwas zu erlernen. Das darf man nicht aus den Augen lassen. Es ist also aus meiner Sicht eher vorteilhaft, wenn man im Unterricht die Muttersprache der Kursteilnehmer spricht.
Selbstverständlich soll man aber auch nicht nur noch die Muttersprache verwenden, denn die Teilnehmer müssen sich an den Klang der neuen Sprache gewöhnen, die Begriffe müssen gelernt werden. Es ist sinnvoll, jeden Tag immer weniger die Muttersprache zu verwenden und sie nur bei Bedarf anzuwenden.

Ja, im Großen und Ganzen stellen wir auch fest, dass das Lernen einer fremden Sprache in einem neuen Land viele Schwierigkeiten mit sich bringt. Auch die Bürokratie eines Landes ist für die Migranten oft ein dunkler Wald ohne Lichtung. Wir unterhalten uns weiter darüber, welche Möglichkeiten für die Unterstützung von Migranten es in unseren Ländern gibt. Ich kann nur von unserer Stadt berichten, die -wie ich finde- sehr gut aufgestellt ist, was die Hilfe für die Migranten angeht. Es gibt aber allgemein in vielen Sozialämtern der Städte oder auch bei dem Bürgerbüro auch extra Migrationsbeauftragte oder Flüchtlingskoordinatoren. Sie kümmern sich genau um solche Probleme und stehen auch den Migranten zu unterschiedlichen Fragen zur Verfügung. Es gibt aber auch viele freiwillige Helfer, die ehrenamtlich einige Migranten betreuen und ihnen aushelfen, wenn sie nicht weiterwissen. Darüber hinaus gibt es auch Organisationen und Institutionen, die sich damit beschäftigen. Es ist auch wichtig für das ganze System eines Landes, dass auch diese Aufgaben abgedeckt sind. Die Welt ist grundsätzlich im Wandel und fast jedes Land hat inzwischen Migranten oder Flüchtlinge, die einen gar nicht mal so kleinen Teil der Gesellschaft darstellen. Dass sie extra eine Unterstützung brauchen, damit alles funktioniert, ist für alle gut, auch für die gebürtigen Bürger eines Landes. Dessen muss man sich bewusst werden.

Unser Unterricht geht weiter mit einem Film. Er zeigt die Geschichte eines jungen Mannes, der in einem fremden Land allein zurechtkommen muss. Er hat Schwierigkeiten, sich in dem neuen Land einzuleben, besteht manche Prüfungen in der Schule nicht, weil er die Sprache nicht kann, fühlt sich an vielen Stellen im Film irgendwie verloren. Das ist ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig es ist, sich in einem neuen Land zu integrieren, die Sprache zu erwerben, aber auch sich Hilfe zu holen und keinen falschen Stolz zu zeigen. Wir diskutieren noch eine Weile über den Film, danach folgt auch die große Pause.

Ich genieße ein Stück Pizza und denke über den Kurs nach. Ich fühle mich wohl in Italien und finde es sehr schade, dass dieses Seminar schon bald zu Ende ist. Etwas traurig kehre ich zum Unterricht zurück.

Da beschäftigen wir uns mit Problemlösungen und die Arten von Problemlösungen. Wir alle haben uns im Laufe der Zeit von allein eine Art angeeignet, wie wir am besten mit Problemen umgehen. Der Umgang hängt von unserem Charakter, von den Eigenschaften und von den Erfahrungen ab, die wir im Laufe unseres Lebens gemacht haben. Wie man Probleme löst und bewältigt kann vieles über die eigene Persönlichkeit verraten. Es gibt Menschen, die Probleme verdrängen. Das ist leider nicht sehr produktiv, da sich die Probleme nur selten von allein lösen. Dennoch haben einige Personen die Erfahrung gemacht, dass die Zeit dann auch ein Problem von allein lösen kann und verlassen sich darauf. Leider hat man dann den Nachteil, dass man sein Leben nicht aktiv mitgestaltet, und so eine Problemlösung nicht immer zu unseren Gunsten verlaufen kann.

Dann gibt es Menschen, die sehr kreativ sind. Sie überlegen sich immer etwas Neues, versuchen mehrere Lösungen zu bekommen, und selbst wenn sie eine Lösung gefunden haben, denken sie weiter ob man vielleicht doch noch etwas machen kann.

Manche Menschen sehen einfach nur die Fakten, und konzentrieren sich nur auf sie, ganz sachlich. Sie gehen auch genauso sachlich an die Probleme heran, ohne eigene Emotionen dazu zuzulassen.

Die umgekehrte Variante ist, dass man sich von den Gefühlen, die man bei einem Problem empfindet, leiten lässt und eine Lösung sucht, mit welcher man selbst „gut leben“ kann.

Es gibt noch zwei weitere Arten von Lösungstypen: derjenige, der sich auf die Vorteile in einer Problemsituation konzentriert und mit den Vorteilen vor den Augen nach einer Lösung sucht, und derjenige, der die Nachteile seiner Situation erkennt und versucht dagegen etwas zu unternehmen.

Diese Arten von Lösungstypen prägen uns auf unterschiedliche Arten und wir versuchen immer uns damit zurecht zu finden. Es ist ein interessantes Thema, ich hatte mich davor nie damit beschäftigt, wie ich Probleme löse. Ich werde mir das genau überlegen und beobachten, wie ich in verschiedenen Situationen reagiere. Auch wenn ich der Meinung bin, dass jedes Problem eine andere Art von Lösung und eine andere Art von Vorgehensweise braucht und man das nicht so allgemein sagen kann.

Die Zeit ist auch mit diesem sehr anregenden Thema schnell um und wir bekommen unsere Zertifikate. Ich bin schon ein wenig stolz auf mich, wenn ich das Zertifikat in meiner Hand halte. Ich hatte noch nie ein Seminar in einem fremden Land auf einer anderen Sprache absolviert und hatte wirklich manchmal Bedenken, wie ich das schaffen werde. Ich wollte diese Erfahrung aber unbedingt machen und bin sehr froh darüber, dass ich mir das zugetraut habe. An erster Stelle – es hat funktioniert! Ich hatte keine erheblichen Schwierigkeiten, den Kurs mitzumachen, und trotz der manchmal anspruchsvollen Wortbegriffe, die wir gebraucht haben, konnte ich mich verständigen und meine Meinungen verständlich äußern. Dann habe ich wirklich so viel Input bekommen, nicht nur für das Unterrichten, aber auch für mich selbst als Person. Das Entdecken eines neuen Landes hat mir zusätzlich viel Freude bereitet. Ich habe so viel gesehen und nehme wundervolle Eindrücke mit nach Hause!

Florenz: Facing Diversity. Intercultural Classroom Management (3)

von E. Rashidi

Um 21:10 Uhr am Samstag, den 09.04.2022 bin ich in Florenz angekommen und bin mit einem Taxi zum Hotel Italiano gefahren. Der Flug war harmonisch und schön – die Landung dagegen nicht so ganz! Dennoch sind wir sicher und wohl erhalten in Florenz gelandet.

Das Einchecken ging problemlos. Nach meinen Flügen mit Verspätungen und Ankunft in einem fremden Land hatte ich natürlich Hunger. Woran denkt man zuerst, wenn man in Italien Hunger ist? Richtig! An Pizza. In der Nähe von meinem Hotel gibt es ein Restaurant. Ich habe einfach dem Restaurant vertraut und eine Margherita bestellt. Die Pizza hat deutliche Unterschiede mit allen Margherita-Pizzen, welche ich in der Nähe unserer Volkshochschule in Tornesch bestelle. Kopie und Original – es gibt hier keinen Platz für einen Vergleich! Die Italiener verstehen ihr Werk, die Pizza schmeckt ausgezeichnet und gibt mir so richtig das Gefühl, in Italien zu sein.

Nach dem Essen bin ich zurück ins Hotel gegangen. Mein Zimmer sieht auch wie ein Zimmer aus den Renaissance-Zeiten aus. Das verstärkt das Gefühl in mir, nicht nur zu einem anderen Land, sondern auch in eine andere Zeit gereist zu sein.

Rom, Roma – das war immer eine der Lieblings-Städte, die ich seit meiner Kindheit besichtigen wollte. Seitdem ich im Jahr 2012 die Serie „Spartacus“ angeschaut habe, hatte ich immer die Absicht, eines Tages das Kolosseum zu besuchen. Nun buchte ich noch vor meiner Reise ein Ticket von Florenz nach Rom und bin um 08:00 Uhr morgens am 10.04.2022 nach Rom gefahren.

Den Tag habe ich mit einer Tasse Kaffee angefangen. Die Sonne scheint. Um sich gleichzeitig mit der Stadt vertraut zu machen, gehe ich zu Fuß in die Richtung des Kolosseums.

Nach meinen Erfahrungen haben manche Städte eine Seele. Die Stadt kann mit dir sprechen. Man muss nur spazieren, ihre Luft tief einatmen und manchmal ihre Wände anfassen. Rom ist eine von diesen Städten! Ich tauche total in seine Atmosphäre ein.

So, Ziel erreicht. Endlich steht das berühmte lang ersehnte Bauwerk vor mir… doch die Besucher- Tickets sind leider ausverkauft! Man findet aber immer eine Lösung für etwas, was man sehr will! Mit der Hilfe eines Touristmanagers vor Ort, der meine Enttäuschung nachvollziehen konnte, schaffte ich dennoch irgendwie ein Ticket zu ergattern und mit der Gruppe reinzugehen.

Keine Ahnung wie er das gemacht hat, aber es war mir auch egal. Ich bin drin! Und es ist genauso atemberaubend, wie ich mir das vorgestellt hatte. Noch größer als ich dachte! Ich nehme mir richtig Zeit, um Fotos zu machen und alles genau anzuschauen. Das Wetter ist perfekt dafür und ich fühle mich wunderbar!

Wenn man sich für die Religionen der Welt interessiert und das Zitat von Karl Max „Religion ist Opium des Volkes“ immer im Kopf hat, nutze ich die Chance auch die Stadt Vatikan zu besuchen. Sehr gut besucht und voller Menschen, die sich einen Blick auch auf den Papst erhoffen, erlebe ich den Vatikan zwar als beeindruckend, aber es kann mich nicht so „berühren“ wie das Kolosseum. Ich bin dennoch froh, hier zu sein und auch diese Erfahrung gemacht zu haben.

Danach bin ich mit dem Zug nach Florenz gefahren und natürlich aus Müdigkeit im Zug eingeschlafen. Nach der Ankunft in Hotel habe ich aus Gewohnheit meine Sachen für Morgen vorbereitet und wie ein Gladiator geschlafen.

Tag 1, Montag, 11.04.2022

Nach dem Duschen und Frühstücken, bin ich mit dem Bus Nr. 23 in das Citycenter gefahren.

Laut Plan sollte der Kurs um 14:00 Uhr stattfinden. Die Kursleiterin, Frau Leyla Dari, hat uns pünktlich begrüßt und über ihre Aktivitäten erzählt. Ich freue mich zu sehen, dass so viele Menschen aus verschiedenen Ländern um den Tisch herumsitzen.

In dem Kurs sollten wir insgesamt 12 Personen sein. Zehn Personen sind anwesend. Davon sind drei Personen in einer Gruppe aus Portugal, zwei aus Spanien, eine Rumänin und vier aus Deutschland. Wir haben uns anhand eines Spieles kennengelernt. Danach haben die Portugiesen wie geplant als Erste eine Präsentation über ihre Bildungseinrichtung gehalten.

Nach ihnen haben wir (Hajar, Margaryta und ich) eine Präsentation gehalten und etwas über die Volkshochschulen und unsere Kursangebote erzählt. Über unsere Volkshochschule habe ich ebenfalls ein Video vorgespielt.

Die Kursleiterin hat uns am Anfang über die Exkursionen erzählt, die wir am Mittwoch, Freitag und Samstag machen können. Nach der ersten Mittagspause haben wir uns mit dem Thema „Unterschiede zwischen Interkulturell und Multikulturell“ beschäftigt.

Multikulturell: wenn die verschiedene Communities neben einander leben.

Interkulturell: wenn die verschiedene Communities bereits gemischt sind und eine Trennung nicht mehr so einfach möglich ist.

Ja, ergibt Sinn! Mir fällt auf, dass wir uns so über diese Unterschiede nicht so ganz bewusst sind, und beide Begriffe etwas vermischen!

Als Letztes haben wir über die Definition der Kultur gesprochen und mit unseren Mitschülern Brainstorming gemacht. Wir haben uns über die Begriffe, ihre Bedeutung und die Nutzung im Alltag unterhalten.

Danach haben wir über die Themen Rassismus und Bias gesprochen. Viele haben dazu Beispiele genannt. Über diese Themen wird vielleicht in den nächsten Tagen mehr gesprochen, sie werden vertieft und ausdiskutiert.

Beim Kennenlernen und Schwerpunkte für den Kurs setzen vergeht auch der erste Kurstag sehr schnell. Es ist schon spät am Nachmittag bzw. früh am Abend. Jetzt nur noch etwas essen und dann einen entspannen Abend genießen!

Tag 2, Dienstag, 12.04.2022

Das Gefühl, in Italien aufzuwachen verstärkt sich an jedem Morgen, da ich durch das leicht offene Fenster meines Hotels die Stimmen der sich etwas zurufenden Menschen wahrnehme. Ich höre den für die Italiener typischen Akzent und Tonlage der Gespräche. Wie im Film! Ich war gestern Abend aber auch bis Mitternacht draußen, da die Abende warm und angenehm sind und man das Bedürfnis hat draußen zu bleiben. Deswegen konnte ich nicht wie gewohnt vor meinem Wecker aufstehen. Nach dem ich dann in 10 Minuten gefrühstückt habe, bin ich mit dem Bus zu der Teacher Academy gefahren.

Am heutigen Tage haben wir uns zuerst in Gruppenarbeit mit dem Essensystem in den Restaurants in Italien beschäftigt. Wir haben uns vorgestellt, dass wir ein Dinner zu organisieren haben. Warum machen wir das? Um uns einfach locker näher zu bringen, dass selbst bei einer so einfachen Sache wie dem Essen in einem anderen Land die unterschiedlichen Menschen an unterschiedlichen Stellen die Schwerpunkte setzen. Auch das ist kulturell bedingt. Angefangen mit dem, wann man essen möchte, welche Art Speisen bestellt werden und sogar, was dabei getrunken wird. Das Thema ist leicht und unkompliziert, es fordert ein nicht ganz so anspruchsvolles Vokabular von uns und eignet sich somit perfekt für den Einstieg.
Danach hat die Kursleiterin uns einige Geschichten verteilt. Aus diesen Geschichten konnte man die Unklarheit beim Rassismus im Alltag erkennen – bzw. wo und wann genau fängt eigentlich Rassismus an? Manche Menschen haben Rassismus sogar als Ziel im Hintergrund ihres Alltags eingebaut. Ist uns immer klar, aus welchem Grund wir uns zu Menschen spontan distanzieren, wenn wir es im Alltag tun? Sicher, wir sind nicht alle gleich und wir müssen auch nicht alle mit jedem in Kontakt treten und kommunizieren, doch gerade beim Unterrichten von Migranten kommt man nicht drum herum. Wie wähle ich intuitiv, wem ich ein drittes und ein viertes Mal etwas erkläre, obwohl er schon mehrfach fragt, und wem sage ich gleich beim zweiten Mal, dass er es nun mal bitte selbst nachlesen soll? Wonach richte ich mich da? Sind die Gründe pädagogischer Natur, oder ist es doch irgendwie etwas mehr Sympathie bei manchen Menschen da, als bei anderen? Und wenn ja – ist diese Sympathie aufgrund des Menschen als Person spürbar, oder doch aufgrund seiner Herkunft? Ein guter Dozent versucht immer, alle gleich zu behandeln und keinen seiner Schüler aus den Augen zu lassen. Doch unbewusst müssen auch wir Dozenten und selbst hinterfragen und genau überlegen, wie wir im Unterricht vorgehen.

Ein Tipp der Lehrerin unserer Gruppe war, dass wir solche Geschichten mit unseren Kursteilnehmern auch bearbeiten. Es ist gut, wenn über solche Themen im Unterricht offen gesprochen wird, damit das Sicherheitsgefühl für die Teilnehmer ermöglicht werden kann. Erstens, damit man keine Tabu-Themen unterstützt. Zweitens, damit auch die Teilnehmer, die so divers nebeneinander sitzen und nicht immer Verständnis für einander haben, sich auch Gedanken darüber machen können.

Unsere Kursleiterin stellte uns ebenfalls eine Website vor, mit der man die Teilnehmer in verschiedene Gruppen aufteilen kann. Mit Hilfe dieser App kann man die Teilnehmer eine Hausarbeit zusammen erledigen lassen. Auch eine gute Möglichkeit, um die unterschiedlichsten Menschen näher zu bringen, selbst virtuell. Und anstatt die Personen miteinander arbeiten zu lassen, die sich sowieso gut verstehen, dann doch lieber einige Menschen auswählen, die so gar keine Berührungspunkte miteinander haben.

Dann haben wir auch schon unsere erste Pause. Wenn man in Italien ist und 15 Minuten Pause hat, geht man schnell in den Caféshop und holt sich einen Espresso. Klar doch!

Nach der Pause haben wir über die Eisberg-Theorie gesprochen. Ja, die kannte ich schon. Wenn man sich einen Eisberg vorstellt, sieht man einen kleinen Teil von diesem Berg – tatsächlich nur die Spitze. Man sieht den anderen Teil, welcher unter dem Wasser liegt, eigentlich erst später oder gar nicht. In kulturellen Fällen ist das auch genauso. Man kann sehen, welche Kleidung sich eine Person sich angezogen hat, aber es ist fast unmöglich zu wissen, welchen Glauben zum Beispiel eine Person hat. Daher spielt die Kommunikation immer eine große Rolle. Zunächst haben wir uns mit dem Thema „vier Methoden der Kommunikation“ beschäftigt. Diese sind:

Passive Kommunikation
Beispiel: das geht mich gar nicht an (ich will kein Problem produzieren), oder ich dachte, dass ich dir etwas schon erzählt habe (ich habe es dir gesagt, aber du hast viele andere Sachen zu tun)

Aggressive Kommunikation
Beispiel: das ist nicht mein Problem. Du kannst deinen Job nicht richtig erledigen. Niemand glaubt dir.

Passiv – agressiv
Indirekt. Man zeigt sich froh, man behält innerlich seine Aggression für sich.
Beispiel: ich bin nicht sauer. Ich habe nur Sachen zu tun. Solche Menschen fühlen sich leider sehr schwach. Deswegen versuchen sie hinter dem Rücken der Menschen zu sprechen, weil sie offen keine Meinung äußern können.

Assertive Kommunikation
Solche Kommunikationen kommen vor, wenn man zeigen kann, was okay ist und was nicht. Die einfachste Art, wenn man aber nur das Resultat betrachtet. Bekanntlich ist der direkteste Weg zum Resultat trotzdem nicht immer der leichteste. Aber es lohnt sich immer wieder, den einzuschlagen.

Die Dozentin teilt uns in zwei Gruppen ein und wir haben versucht diese Arten der Kommunikationen in einem Spiel besser zu verstehen.

Nach dem Ende des Unterrichts bin ich in die Stadt gegangen. Neben der Cathedrale Santa Maria del Fiore gibt es viele Restaurants. Ich habe eins gewählt und dort einfach Pasta mit Tomatensoße bestellt.


Während ich draußen aß beobachtete ich einen Straßenzeichner. Ich fand ihn sehr talentiert, tatsächlich zu schade für die Straße! Da er mich anlächelte, kamen wir ins Gespräch über seine Bilder und über seine Kunst. Ich weiß nicht einmal genau, auf welcher Sprache wir genau redeten, es war eine Mischung aus Englisch, Italienisch, Gestik und Lächeln. Kommunikation in ihrer einfachsten Form, aber sehr gelungen – das zeigt mir einmal mehr, dass Kommunikation unter Menschen vor allem dann möglich ist, wenn Menschen einfach Interesse daran haben, jemanden zu verstehen!
Den Rest des Abends habe ich damit verbracht, die Stadt weiterhin für mich zu entdecken. Die bekannte Brücke mit den vielen Läden war wunderbar!

Tag 3, Mittwoch, 13.04.2022

Der dritte Kurstag fängt wie gewohnt an – nach dem Duschen freut man sich auf das Frühstück. Ein paar Minuten überlege ich tatsächlich, was ich mir zum Frühstück nehmen kann – aber ein Glas Orangensaft und dazu ein Stück Kuchen hört sich für mich hervorragend an. So kann der Tag starten!

Dann aber schnell zur Bushaltestelle. Mit dem Bus Nummer 23 komme ich pünktlich bei der Teacher Academy an.

Gleich am Anfang des Unterrichtes bekommen wir einen Zettel. Es ist eigentlich ein Test und heißt Multiple Intelligence Worksheet.
Der Test hat acht Teile:

1. Verbal/ Linguistic
2. Mathematical/ Logical
3. Musical
4. Visual/ Spacial
5. Kinesthetic
6. Interpersonal
7. Intrapersonal
8. Naturallistic

Das Gute vorab: man kann gar nichts falsch machen, denn es gibt keine schlechten Antworten. Jeder Teil hat 6 Fragen. Und eine Spalte für die Summe der Gesamtpunktzahl.
Die Bewertung erfolgt über vier Kriterien und 8 Punkte kannst du höchstens bekommen – das bedeutet, der Satz trifft auf dich ganz genau zu. 2 bedeutet, dass der Satz dir ähnlich erscheint, aber nicht hundertprozentig deiner Person entspricht. 1 bedeutet, dass die Aussage dich wenig betrifft und 0 bedeutet, dass der Satz so gar nicht zu dir passt.
Am Ende muss man ein Diagramm erstellen und gucken, wo man selbst steht. Ebenfalls in welcher Section die Höhepunkte sind und in welcher Section man die wenigsten Punkt erreicht hat. Die Sätze selbst finde ich ein wenig merkwürdig, aber immerhin, wir brauchen ein Ergebnis. Also mal sehen… Nach der Bewertung hatte ich in Naturalistic 14 Punkte und in Bodily- Kinesthetic 4 Punkte. Klare Sache – ich müsste mal dringend etwas für meine Grobmotorik unternehmen! Es war aber tatsächlich sehr interessant für mich, diesen Test zu machen. Und wie ich sehen konnte, auch die anderen Teilnehmer hatten ihren Spaß dabei. Es wurde bei diesem Test viel gelacht und viel verglichen. Und tatsächlich – niemand hatte die gleichen Ergebnisse. Einen besseren Beweis für Diversität könnte man kaum bekommen!

Die Dozentin empfiehlt uns diesen Test in unserer Sprache mit unseren Teilnehmern zu machen, um ihre Fähigkeiten besser einzuschätzen. Aber auch, um ihnen die Möglichkeit zu geben, sich selbst kennen zu lernen, oder sich aus einer anderen Perspektive zu betrachten.

Wir bekommen von unserer Dozentin auch eine weitere Empfehlung: mit den Teilnehmern den Wortschatz für Emotionen zu üben und in Problemfällen die Teilnehmer immer wieder ermutigen, diesen zu nutzen. Man kann auch jeden Tag die Schüler fragen, wie es ihnen geht. Ob es ihnen gut geht. Dafür kann man verschiedene Smileys verwenden. Als Lehrer/Dozent muss man immer daran denken, die Gefühle und Emotionen der anderen zu bemerken, zu beobachten und zu respektieren. Es ist das wichtigste Know-How für die Arbeit mit Menschen.

Weiter geht’s mit der nächsten Übung. Wir wurden in Gruppen eingeteilt, in jeder Gruppe zwei Personen. Jeder hat eine Karte mit dem Namen eines Landes bekommen. Zwei Personen, die den Namen des gleichen Landes hatten, mussten dann in eine Gruppe. Ich hatte South Korea.
Wir sollten unserem Partner/ unserer Partnerin 3 Fragen stellen:

1. Wie heißt du?
2. Wer hat dir diesen Namen gegeben?
3. Bist du mit deinem Namen zufrieden?

Die Übung kann uns helfen, ein Gespräch mit anderen anzufangen. Denn auch mit ungezwungenen Gesprächen kommt man Menschen näher, aber nicht jeder Mensch ist in der Lage, einfach so mit anderen ins Gespräch zu kommen. Man muss eine gewisse Hemmschwelle überwinden, um eine fremde Person einfach anzusprechen. Diese Hemmschwelle gibt es nicht bei jedem, aber es sind tatsächlich die wenigsten, die sie problemlos überschreiten. Somit finde ich die Übung richtig gut. Besonders für Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, denn bei einigen fremden Kulturen ist es nicht selbstverständlich, sich gegenseitig grundlos und nur der Unterhaltung wegen anzusprechen. Aber hier, hier ist man in Italien! Und wie wir wissen, die Italiener sind dafür bekannt, dass sie mit allen ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln kommunizieren! Ich muss auch spontan an mein Gespräch mit dem Straßenkünstler gestern denken. Es ist schön, dass ich heute noch einmal bemerken kann, wie wichtig es ist, Menschen spontan ansprechen zu können!

Wir machen dann eine kurze Pause, die ich natürlich damit verbringe, mir einen Kaffee und etwas Süßes zu holen. Ich bestelle mir einen „Amerikaner“, der mir außerordentlich gut schmeckt. Nach der Pause nutzen wir die Zeit, für die Teilnehmer, die am ersten Tage ihre Präsentationen nicht gehalten haben – sie holen das nun nach. Wir bekommen viele schöne Präsentationen zu sehen und neue Informationen aus anderen Ländern.

Das Thema nach dem Mittagessen ist „Mindfulnes“.
Dazu haben wir ein K-W-L Chart bekommen.
K bedeutet: Know, was weißt du bereits über das Thema?
W bedeutet: want to know, was möchtest du über dieses Thema wissen?
L bedeutet: Learn, was hast du gelernt?

Dieses Thema schien neu für alle Teilnehmer zu sein. In kurzer Zusammenfassung kann man sagen, es handelt sich um Meditation, ganz unabhängig von der Religion.

Mit Hilfe von Mindfulness kann man:
* Stress abbauen
* Besser schlafen
* relaxen
* Lernen, sich besser zu konzentrieren
* Die Qualität des Lebens verbessern

Zum Beispiel: viele Menschen denken gleichzeitig an andere Sachen und trotzdem verrichten sie ihren Job. Hier übt man, wie man sich am besten im Moment selbst finden kann und seine Konzentration steuern kann. Man lernt in dem Moment zu leben. Also nicht in der Vergangenheit und nicht in der Zukunft. Nicht nur dem nachtrauern, was man nicht geschafft hat, aber auch nicht zu viel Zeit in Pläne schmieden verlieren, die vielleicht niemals realisiert werden.

Man muss es üben, sich selbst auch nicht verurteilen. Nicht von sich selbst enttäuscht sein. Man muss es versuchen zu sich selbst nett zu sein und seine Situation im Moment zu akzeptieren. Das ist natürlich ein sehr großes Thema. In skandinavischen Ländern werden dafür mentale Übungen durchgeführt und zwar von der Kindheit an.
Unsere Projektleiterin empfiehlt uns paar Websites und Applications dafür. Auf jeden Fall muss man es lernen, sich zu beruhigen und im Moment zu leben. Dafür muss man sich selbst aber sehr gut kennen und zu sich selbst bedingungslos ehrlich sein.

Als eine Übung, die wir hierzu machen sollten, haben wir haben buntes Papier bekommen. Wir sollen in der Mitte eine Ellipse zeichnen. Die Mitte muss leer bleiben. Rund um die Ellipse können wir mit Blumen oder andere Zeichen verschönern.
Nun liest die Dozentin uns eine Liste vor. Wir müssen die Sätze, die unter unserer Kontrolle sind, in die Ellipse schreiben und die Sätze, die nicht unter unserer Kontrolle sind, außerhalb der Ellipse.

Die Liste enthält diese Sätze:

1. Was denke ich?
2. Wie ist das Wetter?
3. Gibt es Stau?
4. Was denken die andere Menschen über mich?
5. Die Fehler, die in Vergangenheit passiert sind.
6. Allen eine Freude bringen.
7. Menschen, die mich lieben
8. Meine Gefühle
9. Was esse ich?
10. Wie liebe ich mich?
11. Sich entschuldigen.
12. Froh sein
13. Zukunft
14. Meine Freunde

Man darf nicht vergessen, dass manche von diesen Punkten drinnen und draußen der Ellipse bleiben können. Zum Beispiel: Kontrolle unserer Gefühle.

Da wir heute um 15:00 eine City-Tour haben, hat die Dozentin den Unterricht früher beendet. Um 15:00 Uhr war ich pünktlich am Treffpunkt. Die anderen Teilnehmenden waren auch anwesend. Der Tourguide hieß Alexander. Er hat uns ein paar Spots in Florenz gezeigt und dazu Informationen gegeben.
Die Tour war um 17:15 Uhr beendet. Dann hatten wir alle Zeit zur freien Verfügung und ich bin noch länger spazieren gegangen.

Tag 4, Donnerstag, 14.04.2022

Der vierte Kurstag startet – bongiorno, ragazzi! Nach dem guten Frühstück im Hotel mache ich mich auf den mir inzwischen gut bekannten Weg zur Teacher Academy. Ich finde meine Klasse freudig aufgeregt, ich glaube die sonnigen Tage hier tun einfach allen gut! Wir unterhalten uns kurz über unsere Erfahrungen in Italien, bevor wir mit dem Unterricht beginnen. Das Plaudern mit den anderen ist sehr nett, aber nun müssen wir zuerst was tun!

Wir beginnen mit einem Brainstorming.
Es geht um das Wort „Competence

Jeder hat seine Meinung über die Bedeutung des Wortes erzählt bzw. den Begriff aus seiner Sicht erklärt. Wir beschäftigen uns dann weiter mit dem Thema „Teaching Methods“. Ja, dazu kann tatsächlich jeder etwas beitragen. Die meisten von uns haben schon ihre Erfahrungen im Unterrichten gesammelt. Ich höre zuerst genau zu und schaue, ob ich von einem der Kurskollegen etwas Neues erfahren kann.

Eine der Methoden heißt „The X-based learning activs“. Das bedeutet, dass man ein Hauptthema für den Unterricht findet, und damit den Unterricht einfacher gestalten kann, wenn man es immer gezielt auf dieses Thema fokussiert.
Zum Beispiel: Game-Learning: mit Verwenden eines Spieles im Unterricht kann man besser unterrichten. Gleichzeitig verstehen die Schüler auch besser, sie werden auch kreativer und arbeiten auch besser in Gruppen. Meine Kollegen in der VHS in Tornesch sowie auch ich verwenden diese Methode schon. Wir haben uns auch regelmäßig über unterschiedliche Spiele und Unterrichtsmethoden ausgetauscht, und hier einmal mehr die Gewissheit, dass wir alles richtig machen! Ich bin froh, an der Stelle auch den anderen etwas über unsere Erfahrung berichten zu können.

Die Teilnehmer mögen Lernen durch Lernspiele. Am Anfang sind manche scheu und sträuben sich dagegen, aktiv mitzumachen. Es gibt auch solche, die das albern finden. Aber schon bald werden auch solche Teilnehmer mitgerissen und machen natürlich dann mit – besonders wenn sie sehen, dass die Andere nicht nur Spaß haben, sondern auch dabei etwas gelernt haben.

Nach diesem Austausch über Erfahrungen geht es weiter mit den „4 Cs“.

Das bedeutet:

1. Collaboration / Zusammenarbeit
2. Communication / Kommunikation
3. Creativity / Kreativität
4. Critical Thinking /kritisches Denken

Da es sich dabei um kurze und klare Begriffe handelt, müssen wir sie nicht viel erklären.
Somit übergeht das Ganze direkt in eine Aufgabe.
Wir werden in Gruppen aufgeteilt und müssen zusammen an einem Projekt arbeiten und es am Ende den anderen präsentieren.
Wir bekommen einen Zettel, mit dem Betreff „Task Based Learning“. Das ist eigentlich ein Beispiel, wie man ein Projekt mit Schülern machen kann.

Ich habe zum Beispiel ein Projekt wie folgt geplant: die Artikel in der deutschen Sprache erklären.
Welche Wörter, mit welchen Endungen, haben welche Artikeln? Das mag ganz logisch für die gebürtigen Deutschen sein, aber für ausländische Bürger selbst nach vielen Jahren in Deutschland ist es immer noch ein Problem. Man kann sie entweder nur auswendig lernen, oder sie sich mit Hilfe der Endungen merken. Daraus ergibt sich folgende „To-Do-Liste“: Schreiben Sie die Endungen, die uns helfen, die Artikel zu bestimmen. Zum Beispiel: -UNG, – HEIT, -KEIT.
Dann vergleichen Sie die Verwendung der Artikel in Deutsch mit der englischen Sprache oder mit der eigenen Muttersprache.

Für andere Wörter, die man nicht über die Endungen bestimmen kann, kann man sich aber auch verschiedene Notizblätter vorbereiten und sie überall in der Wohnung kleben. Sogar in der Toilette. Ich erinnere mich daran, wie ich zum Beispiel Deutsch gelernt habe. Ich habe mir damals eine ganze Liste mit Verben mit ihren Präpositionen an die Wand geklebt, direkt neben meinem Bett. Jede Nacht, bevor ich eingeschlafen bin, habe ich mir diese Blätter angeschaut und versucht mir zu merken, welches Verb mit welcher Präposition benutzt wird.

Während ich noch in Erinnerungen an meine ersten Begegnungen mit der deutschen Sprache und ihre Besonderheiten schwelge, verkündet unsere Dozentin die große Pause. Die Zeit vergeht sehr schnell! Doch leider ist die Pause noch schneller zu Ende – nach einem guten Kaffee und einen kleinen Snack geht’s zurück ins „Klassenzimmer“.

Unsere Dozentin hat eine aktive Aufgabe für uns, die mir richtig gut gefällt, denn für ihre Erledigung müssen wir in die Stadt. Dafür müssen wir uns in Gruppen aufteilen. Es war eigentlich als ein Spiel gedacht, denn jede Gruppe hat kleine Missionen zu erfüllen und die Gruppe, die es schafft, sie als erste zu erledigen, gewinnt das Spiel. Ich frage gar nicht nach, ob es einen Preis gibt, ich finde das Ganze sehr interessant, eine Art „Schnitzeljagd“ durch Florenz. Das sollten wir vielleicht auch mal in Tornesch machen!

Ilias, Hajar und ich sind in einer Gruppe. Unsere Aufgaben waren wie folgt:

1. Wir mussten das Porträt von Michelangelo finden. Wir sollten uns über die Geschichte dieses Porträts erkundigen und diese später vor der Klasse erzählen. Über eine Lernapp sollten wir die Geschichte dann hochladen und den anderen zur Verfügung stellen.
2. Wir sollten in die Loggia die Lanzi-Signoria gehen und eine Figur finden.
3. Wir sollten von einem Street Art ein Video produzieren.
4. Wir sollten von einer Street Music ein Video machen.
5. Zur Fontana der Porcellino gehen, eine berühmte Skulptur in Florenz, die auf die griechische Mythologie zurückgeht. Dort musste man eine Münze in den Mund der Skulptur reintun und die fallen lassen. Wenn sie ohne Hilfe hineingeht, bedeutet das Glück, und wenn es nicht in reingeht, bedeutet es Pech. Drei Versuche sind erlaubt.

Man fragt sich, was bringt uns diese Übung? Eine ganze Menge an Kommunikation und Ideen, stellen wir fest! Und es schweißt auch eine Gruppe zusammen. Hajar und ich kennen uns gut, aber da wir nun auch Ilias „an Board“ haben, müssen wir ihn mit integrieren und auch involvieren. Er selbst muss wiederum auf uns zugehen und sich mit seinen Ideen auch einbringen, damit wir als Team voran kommen. Während wir hin und her durch die Stadt rennen, geraten wir in Gespräche zu unterschiedlichen Themen. Wir merken, dass Ilias eine sehr angenehme Persönlichkeit hat, viel lachen kann und immer eine neue Sicht der Dinge vorstellen kann. Außerdem beobachtet er gut. Wir sind schon gleich nach der ersten Mission unserer Gesamtaufgabe ein sehr gutes Team zu dritt. Und wir bewegen uns! Eine sehr schöne Art zu lernen ist das, die auch noch gesund ist. Zwar kostet uns das mehr Zeit als gedacht, aber das Ergebnis lohnt sich.

Das Spiel hat uns viel Spaß gebracht. Und was war am Ende? Obwohl wir doch länger als gedacht gebraucht haben, haben wir den ersten Platz gemacht, denn unsere Gruppe war zuerst mit allem fertig!

Am Ende des heutigen Tages haben die Teilnehmer von anderen Ländern, die Morgen an einer Exkursion teilnehmen werden, ihre Zertifikate erhalten.

Um diesen Tag noch gebührend zu beenden, entscheide ich mich nach einem persischen Restaurant zu suchen. Natürlich gibt es so eins auch in Florenz. Im Restaurant „Teheran“ setze ich mich dann ganz entspannt und bestelle mir ein schönes Gericht zum Abendessen. Morgen ist der letzte Tag des Kurses – ich freue mich wirklich jetzt schon darauf!

Tag 5, Freitag, 15.04.2022

Der letzte Tag des Seminars beginnt in Florenz. Leider war ich heute zum ersten Mal unpünktlich – der Bus hatte Verspätung.

Ich eile schnell zu meinem Platz und sehe, dass die Dozentin uns bereits einen Flyer von Europass Teacher Academy Online auf den Tisch gelegt hat. Wir haben die Chance, einmal an einem Online Kurs unserer Wahl teilzunehmen. Das finde ich sehr gut!

Bevor ich mich aber dafür bedanken kann, muss ich zuerst unsere Präsentation halten, welche wir gestern vorbereitet haben.
Unsere Präsentation handelt davon, wie die Teilnehmer, die neu in Deutschland sind, schnellstmöglich für den Arbeitsmarkt vorbereitet werden können. Integration und Inklusion sind dabei wichtige Themen, die dürfen nicht fehlen. Es hängt natürlich von der eigenen Motivation der Schüler ab, von den Zielen, die sie haben und die Erfahrungen, die sie bereits gesammelt haben. Wer schon in seiner Heimat ein Studium abgeschlossen hat oder die Schule besucht hat mit der Absicht zu studieren, geht seinen Weg genauso gut auch in einem anderen Land. Aber selbstverständlich muss man die Schüler auch fördern und sie dabei unterstützen, ihre Ziele schnellstmöglich zu erreichen. Der erste Baustein dafür ist immer der Spracherwerb. Je nachdem, in welchem Beruf man später tätig sein möchte, benötigt man ein Zertifikat mit dem entsprechenden Sprachniveau. Es ist dabei anzumerken, dass für immer mehr Berufe schon ein Zertifikat ab dem Niveau B2 verlangt wird. Und die B2-Prüfung ist wirklich nicht einfach! Wer sich die Zeit genommen hat, mal einen B2-Modelltest in der deutschen Sprache mitzumachen, wird sicherlich nicht schlecht gestaunt haben, wie schwer das eigentlich sein kann! Wir Dozenten zittern mit jeder Klasse und nach jeder Prüfung um die Ergebnisse und sind mächtig stolz, wenn die Schüler richtig gut abschneiden.

Nach mir halten noch zwei Teilnehmer eine Präsentation. Bei der ersten geht es um Umweltschutz und wir hören nicht nur einige interessante Theorien, sondern auch Ideen darüber, wie man die Menschen dazu motivieren kann, aufmerksamer zur Umwelt zu sein. Danach hat unsere Kollegin aus Portugal etwas vorgestellt. Aus technischen Gründen konnte sie aber nicht mit dem Beamer arbeiten, also hat sie uns ihre Präsentation mit ihrem Mobiltelefon gezeigt. Diese Präsentation handelt von dem besseren Schutz für unseren Planeten. Wir erfahren, dass aufgrund des Klimawandels in Portugal bereits vieles umgestellt wurde.

Nachdem wir mit den Präsentationen fertig sind, stellt uns die Dozentin eine Frage: ist das hilfreich, wenn die Kursteilnehmer die Möglichkeit haben, in dem Kurs in ihrer Muttersprache zu sprechen.

Ich habe meine Meinung dazu geäußert und von meiner Erfahrung berichtet. Es hilft manchmal, die Grammatik in der Muttersprache zu erklären. Wenn es nicht anders geht, versucht man die Schwerpunkte in ihrer Muttersprache zu finden oder zumindest nach passenden Vergleichen zu suchen. Man hilft sich eben, wie man kann. Nachteilig ist es aber für die Anderen in der Klasse. Wenn ich zum Beispiel in meiner Klasse 20 Personen haben würde, und 10 davon würden meine Muttersprache sprechen und die Restlichen nicht, so wäre es etwas problematisch, nur für die muttersprachigen Teilnehmer etwas zu erklären. Wir haben aber das Glück, dass so viele unterschiedliche Dozenten bei uns unterrichten, die alle eine andere Muttersprache haben. Es findet sich immer jemand, der schnell übersetzen kann, oder man bittet dann die fortgeschrittenen Schüler darum. In unserer VHS ist in jedem Raum ein Kurs untergebracht, unsere Räume sind voll. Einfach mal ein Zimmer weiter an der Tür anklopfen und um Hilfe fragen ist bei uns etwas vollkommen Normales. Darüber bin ich sehr froh!

Wir reden auch über die Hilfen, die unsere Stadt für die Migranten anbietet, über die freien Angebote, Migranten freiwillig zu helfen.

Ich habe von unserem Sprachcafé erzählt, welches wir im Jahr 2014 für unsere Migranten gegründet haben. Dort konnte man seine Probleme erzählen, aber auch etwas zusätzliche Hilfe bei dem Erlernen der deutschen Sprache bekommen. Ganz oft sind die Menschen ins Sprachcafé gekommen, wenn sie zum Beispiel Probleme bei dem Verstehen der behördlichen Briefe hatten. Ich war eine Zeit lang selbst als ehrenamtlicher Helfer tätig.

Die Dozentin spielt daraufhin einen Film ab, eine Art Dokumentation. Ein Junge, der neu in einem Land war, konnte seine Prüfungen wegen Sprachmangel nicht bestehen. Der Film begleitet seinen Weg und zeigt seine Strapazen, sich im neuen Land zurecht zu finden. Es ist sehr spannend und ruft natürlich auch viele Erinnerungen hervor. Es ist nicht schwer, mich darin hinein zu versetzen. Nach dem Ende des Films melden sich viele der Teilnehmer unseres Kurses und berichten über erfolgreiche und nicht so erfolgreiche Geschichten von eigenen Kursteilnehmern. Es ist ein sehr interessanter Austausch, denn über dieses Thema kann man stundenlang sprechen. Besonders, wenn man selbst einen Migrationshintergrund hat und dann eine Ausbildung oder ein Studium in einem fremden Land absolviert hat.

Wir machen eine Pause und ich nutze die Zeit um mein Porträt abzuholen, welches ich bereits bei dem mir inzwischen gut bekannten Straßenkünstler bestellt habe. Mit ihm hatte ich schon an einem der ersten Tagen eine sehr interessante Konversation gehabt und auch seine Kunst bewundert. Er ist richtig gut und das Porträt gefällt mir außerordentlich. Ich kehre total zufrieden zu meinem Kurs zurück.

Als ich den Kursraum betrete, bin ich positiv überrascht, dass unsere Zertifikate ebenso schon fertig sind, und uns ausgeteilt werden. Ja, meins enthält (wie sonst oft!) einen Fehler aber die Teacher Academy kümmert sich umgehend darum, dass ich ein korrigiertes Zertifikat bekommen kann.

Weiter geht’s mit einem Thema zur Problemlösung. Das hat mal wieder mit dem Entdecken der eigenen Stärken und Schwächen zu tun. Wenn man vor einem Problem steht, hat man mehrere Möglichkeiten damit umzugehen. Wenn man danach geht, unterscheidet man 6 Arten zu denken, also 6 Arten von „Köpfen“:

1. Prozedere
2. Kreative Lösungen
3. Konzentration auf Fakten
4. Konzentration auf Vorteile
5. Konzentration auf Gefühle
6. Konzentration auf negative Gedanken bzw. Nachteile.

Wir reden eine Weile darüber, was das genau bedeutet und welche Art uns gut liegt. Man muss sich mit seinem Sitznachbarn austauschen und versuchen herauszufinden, welcher Art Kopf für die Probleme man besitzt.

So geht der Kurs auch langsam zu Ende. Ich kann abschließend sagen, dass ich an erster Stelle wirklich Spaß bei diesem Kurs hatte. Wir haben so viele neue Ideen bekommen, viele neue Menschen kennen gelernt und tolle Aktivitäten unternommen. Außerdem war der Input des Kurses wichtig. Ich werde auf jeden Fall einige Themen des Kurses beherzigen und in meinem Unterricht anwenden.

Florenz: Facing Diversity. Intercultural Classroom Management (2)

von M. Stange

Zwei Jahre lang wurde diese Mobilität verschoben. Die Coronageschichte hat alle Pläne durcheinander geworfen und vieles wurde erst im letzten Moment entschieden. Doch letztendlich hat alles geklappt. Vielen lieben Dank an die Zuständigen bei dem Landesverband!

Nun bin ich hier in Italien und genieße das wunderschöne und warme Frühlingswetter. Die Stadt ist wunderschön, aber die Menschen sind laut. Überall riecht es nach Parfüm und Essen, man hört verschiedene Sprachen und sieht viele Gesichter. Es sind Osterferien, die Hochsaison in Florenz. Viele Eindrücke gleich am ersten Tag, weshalb ich müde und früh ins Bett gehen werde. Am nächsten Tag geht es los mit der Fortbildung.

Tag 1: Montag, 11. April 2022

Mein Kurs heißt „Facing Diversity: Intercultural Classroom Management“. Ich bin gespannt, was mich erwartet und wer die anderen Teilnehmer sind. Die Bildungseinrichtung versteckt sich in einer der engen verwinkelten Gassen des Zentrums. Das Gebäude war gar nicht so leicht zu finden. Google Maps scheint ihr eigenes Leben zu leben.

Doch endlich bin ich da und im Raum sitzen schon zwei Teilnehmer. Zuerst sprechen wir Englisch miteinander, doch als bei der Frage nach dem Land „Deutschland“ kommt, wechseln wir in die deutsche Sprache. Nach und nach kommen auch die anderen Kursteilnehmer. Wir sind insgesamt zehn Personen aus Serbien, Portugal, Spanien und Deutschland.

Unsere Kursleiterin ist gebürtige Italienerin auch wenn ihr Vorname Layla etwas anderes vermuten lässt. Sie ist nett, lustig und locker und als erstes gibt sie uns Tipps, was man in Florenz unbedingt sehen muss und wo man die besten Fotos machen kann. Dann bekommen wir Infos zum Kursablauf, der auch einen Ausflug durch Toscana beinhaltet. Danach folgt ein Icebreaker-Spiel. Wir erfahren die Namen, Hobbys oder Gewohnheiten der anderen und suchen nach Gemeinsamkeiten.

Als Nächstes sollen wir unsere Bildungseinrichtungen präsentieren. Layla macht den Vorschlag, dass wir die Präsentationen auf 2-3 Tage aufteilen. Ich bin heute dran mit erzählen. Viele kennen das Konzept der Volkshochschule nicht, weshalb viele Fragen aus dem „Publikum“ kommen. Später sprechen wir über die Begriffe „multikulturell“ und „interkulturell“, diskutieren über die Unterschiede zwischen Integration und Inklusion. Ich bin überrascht, dass es in Italien keine Förderschulen oder Schulen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen gibt. Es gab auch noch nie welche. Das Konzept an sich ist natürlich toll, doch es scheitert wie überall an Fördermitteln und Personal.

Layla zeigt uns ein kurzes Video, in dem es über das Thema der Vorurteile geht. Wir fragen uns, ob es positive und negative gibt, ob man jede Klassifizierung als Vorurteil einordnen kann. Schließlich kommen wir zum Ergebnis, dass man es so pauschal nicht sagen kann, man auf jeden Fall darüber reden und je nach Situation handeln sollte. Heute gibt es viele interessante Diskussionen und Meinungen. Ich merke, wie unterschiedlich wir alle sind und ich freue mich auf die nächsten spannenden Tage mit meiner Gruppe.

Tag 2, Dienstag, 12. April 2022

Der heutige Tag geht gleich mit einem weiteren Icebreaker-Spiel los: Wir sollen mit Hilfe von Google ein typisch florentinisches Menü erstellen. Wie gut, dass ich gut gefrühstückt habe! Bei der Recherche läuft einem das Wasser im Mund zusammen, so lecker sehen die Bilder vom Essen und ihre Beschreibung aus.

Danach beschäftigen wir uns mit einem ernsteren Thema und zwar „Gründe für Diversität in der Schule“. Wir sprechen über die Herausforderungen beim Unterrichten in multikulturellen Gruppen und suchen zusammen nach Ideen und Strategien, um mehr Akzeptanz in solche Gruppen reinzubringen, mit dem Ziel, mögliche Konflikte vorzubeugen.

Wie es sich herausstellt, ist das Phänomen Zuwanderung in manchen Ländern, wie z.B. Portugal oder Serbien, relativ neu. Die Lehrenden wurden in den letzten Jahren quasi ins kalte Wasser geworfen und wissen nicht so genau, wie sie die damit verbundene Probleme behandeln sollen. Da muss ich an Deutschland denken und bin ein bisschen stolz, dass wir schon mehr Erfahrungen und Routine damit haben. Auch als meine Kollegin aus Spanien erwähnt, dass die spanische Jugend von heute sehr rassistisch ist, kann ich ihr nicht zustimmen, wenn ich an die deutschen Schüler denke. Klar, die Schulpolitik spielt hier eine nicht unerhebliche Rolle.

Am Ende des heutigen Tages bekommen wir noch etwas Input über Kommunikation, wie sie funktioniert und welche Arten der Kommunikation es gibt. Diese Diskussion schafft den Übergang zum „Cultural Iceberg“ Modell. Darüber sprechen wir nur kurz, aber ich möchte das Modell später noch einmal in Ruhe anschauen. Ich finde es sehr interessant und anschaulich.

 

Tag 3, Mittwoch, 13. April 2022

Heute dreht sich alles um Konflikte, Emotionen, Gefühle und Achtsamkeit und wie sie miteinander verbunden sind. Als erstes machen wir einen Multiple Intelligence Test, um unsere starken Seiten zu identifizieren. Die meisten habe ich auf dem verbalen und linguistischen Feld. Es war ja auch zu erwarten. Nicht umsonst bin ich Sprachenlehrerin geworden. Etwas enttäuscht bin ich, da ich wenige Punkte im Bereich der Musik gesammelt habe. Nun ja, ich spiele kein Musikinstrument, auch wenn ich es gerne tun würde.

Nach dem Test besprechen wir die Ergebnisse und Layla erklärt uns den Begriff „Emotional Intelligence“: ein Mix aus Interpersonal und Intrapersonal Intelligence. Das heißt, ich kann die anderen verstehen und ihnen helfen, nur wenn ich mich selbst verstehen kann. Wir schauen uns das Rad der Gefühle an und ich überlege mir, dass ich es auch sehr gut in meinem Sprachunterricht anwenden kann, wenn ich das Thema „Gefühle, Emotionen und Selbstbefinden“ im Unterricht einführe. Positive Education muss man googeln, wenn man mehr zu diesem Thema finden möchte, gibt unsere Leiterin den Tipp.

Dann werden wir in Paare aufgeteilt und sprechen über unsere Vornamen. Wer hat uns so genannt? Woher kommt der Name? Mögen wir unsere Vornamen? Diese Übung soll der Entwicklung von Empathie fördern, die ein wichtiger Teil unseres Jobs als Lehrkraft ist. Außerdem hilft Empathie Konflikte besser zu lösen oder vorzubeugen. Ja, Konflikte sind unvermeidbar, „but combat is optional“ (Max Lucado). Das müssen wir uns als Lehrer vor Augen führen und versuchen, eine bessere Lösung, als Zuspitzung des Konflikts zu finden. Konfliktwurzeln liegen immer tiefer, man erkennt sie nicht gleich, aber es lohnt sich danach zu suchen. So ist Wut nicht gleich Wut, es können sich viele andere Emotionen dahinter verstecken, z.B. Angst, Schmerz oder Eifersucht.

Nach solchen tiefgründigen Themen brauchen wir ein bisschen Abwechslung. Die Europass Academy hat für uns eine kleine Stadtführung organisiert. Wir laufen mit unserem Guide Alessandro durch die historischen Plätze von Florenz und erfahren viel über die Geschichte dieser wunderschönen Stadt.

Tag 4, Donnerstag, 14. April 2022

Wir beginnen mit einem Brainstorming zur Frage „Was verstehe ich unter Kompetenz?“. Es kommen viele Vorschläge, doch nichts Neues. Als Lehrkräfte wissen wir alle, dass es verschiedene Arten von Schlüsselkompetenzen gibt und sie miteinander verbunden sind. Und wie kann man Kompetenzen entwickeln und fördern? Zum Beispiel, wenn man ein reales Problem lösen soll. Im Unterricht wäre es eine bestimmte Aufgabe (Task based learning) oder noch besser ein ganzes Projekt (Project based learning).

Die zweite Methode ist natürlich viel aufwendiger, was Vorbereitung und Umsetzung angeht. Doch es würde sich auf jeden Fall lohnen, das ist mir klar. Wichtig ist, dass die Lerner sich nicht alle Antworten und Lösungen „ergoogeln“ können. Sie sollen ihre eigene Kreativität und Fähigkeit des kritischen Denkens nutzen. Wir sehen uns ein Video an, das zeigt, wie so ein Aufgabenbasiertes Lernen aussehen könnte. Im Video überlegen die Schüler, wie ihr eigener utopischer Staat aussieht. Eine sehr interessante Aufgabe, finde ich. Wir bekommen aber eine andere Aufgabe und sollen ein eigenes Projekt kreieren. Da bin ich ein bisschen überfordert, weil man so was nicht in einer halben Stunde basteln kann. In groben Zügen haben wir es doch geschafft. Hier geht es wahrscheinlich wieder nicht um das fertige Ergebnis, sondern um ein Know-how.

 

Tag 5, Freitag, 15. April 2022

Am letzten Tag sind im Kurs leider nur fünf Teilnehmer, mich inklusive, anwesend. Die andere Hälfte der Gruppe hat ihre Zertifikate am Tag davor erhalten und reisen heute ab. So sitzen wir gemütlich in der kleinen Runde und springen ständig vom Pflichtprogramm in Gespräche über das Private. Gestern haben wir ein paar Projekte erarbeitet. Heute stellen wir sie uns gegenseitig vor und tauschen uns über die Ideen aus. Interessant und für mich neu ist die Kreativitätstechnik „6-Hüte-Methode“, die von Edward de Bono 1986 entwickelt wurde und zur Ideenfindung eingesetzt wird. Jede Rolle bzw. Hut entspricht einer bestimmten charakteristischen Denkweise oder einem Blickwinkel, wie z.B. analytisches, kritisches oder emotionales Denken. Dadurch wird keine Perspektive außer Acht gelassen und die bestmögliche Lösung erarbeitet. Dann überlegen wir, welchen „Hut“ wir tragen, die meisten nehmen den Schwarzen, also kritisches Denken, Probleme, Skepsis. Ich kann mich nicht eindeutig zuordnen.

Die Zeit vergeht schnell und wir müssen uns voneinander verabschieden. Layla verteilt unsere Teilnahmebescheinigungen und wünscht uns alles Gute. Man wird ein bisschen wehmütig, da wir uns im Laufe der Woche alle doch irgendwie angefreundet haben. Okay, ein paar Teilnehmer sehe ich morgen noch einmal bei unserem Tagesausflug, der von Europass organisiert wurde. Aber dann ist auch wirklich Schluss.

Ciao Firenze!!! Es war sehr schön mit dir.

Florenz: Facing Diversity. Intercultural Classroom Management

von D. H. R.

12.10.-17.10.2020

Nachdem ich den Kurs eigentlich schon Ende Juni besuchen wollte, plante ich nun trotz der Corona-Pandemie, den Kurs im Oktober zu belegen. Die Schule EUROPASS informierte mich immer sehr gut über den aktuellen Stand und hielt mich auf dem Laufenden. Insbesondere Tania Strugova von EUROPASS war hier immer eine große Hilfe.

Nicht ganz so einfach war die Buchung der Flüge, die mehrfach verschoben wurden. Letzten Endes wurde mein Rückflug komplett gestrichen. Mein Hinflug wurde insgesamt 18-mal verschoben – andere Uhrzeiten, Tage, Zwischenstopps. Das konnte ja was werden. Am Ende entschied ich mich schon früher nach Italien zu fliegen, insbesondere da die Verbindung Hamburg – Florenz sehr schlecht ist. Los ging es also am 08.10.2020 nach Neapel. Nach ein bisschen kulturellem Flair am Fuße des Vesuvs, ging es dann am 11.10.2020 mit dem Zug nach Florenz. Endlich!

Montag, 12.10.2020

Meine zweite Mobilität nach Florenz beginnt. Schnell Frühstück bei I Ghibellini, zwei Wegminuten von der Schule, und ab geht’s. Bekannte Gesichter empfangen mich – Tania hat mich sofort wiedererkannt. Im Klassenraum angekommen, bin ich erstaunt: nur eine andere Teilnehmerin. Touria aus Belgien war die einzige, die sich außer mir aufgemacht hatte. Allen anderen blieb dies aufgrund zahlreicher Reiserestriktionen leider verwehrt. Schade! Aber nun gut – Vorstellungsrunde, Gespräche über die Schulen und unsere Arbeit machten den Anfang und nach einer kleinen Kaffeepause sprachen wir über Diversität in unseren Klassen und wie wir ihr begegnen. Welche Probleme ergeben sich? Wie versuchen wir diese zu lösen. Wir stecken also erst einmal den Rahmen ab für den Rest der Woche.

 

Dienstag, 13.10.2020

Zweiter Tag. Corona bestimmt auch den Alltag in der Schule. Masken sind Pflicht. Layla Dari, unsere italienische Dozentin trägt ein Visier, Desinfektion für alle. Und natürlich schleicht sich Corona auch immer wieder in unsere Gespräche. Die Pandemie lässt sich nicht ausblenden.

Wir sprechen zuerst über Unterschiede zwischen Interkulturell und Intrakulturell. Wir halten fest, dass intrakulturell sich auf eine einzelne Kultur und deren Regeln und negative Effekte bezieht – beispielsweise Stereotypen. Interkulturell steht für den Austausch zwischen zwei oder mehr Kulturen. Das Konfliktpotential liegt hier im Unbekannten und Ungewissen.

Layla erzählt viel und lässt eine Powerpoint durchlaufen. Tatsächlich verstehe ich nicht alles, da ihr Englisch manchmal schlecht zu verstehen ist und sie manchmal sehr schnell springt. Wir sehen ein paar Videos und sprechen anschließend über die Probleme in den Videos. Anschließend gibt uns Layla Beispielfälle mit Aufgaben, die wir lösen sollen. Spannend.

Mittwoch, 14.10.2020

Heute wird es sehr interessant. Der kulturelle Eisberg. Ich kenne ihn noch aus der Uni. Insofern ist er für mich nicht neu, allerdings gehen wir sehr tief darauf ein und schauen uns verschiedene Texte und ein Video dazu an. Am Ende sollen wir einen leeren Eisberg ausfüllen.

Der kulturelle Eisberg ist die Versinnbildlichung von kulturellen Eigenheiten. Nur 10 Prozent des Berges können wir sehen, der Rest liegt unter Wasser, unsichtbar. Ebenso funktioniert Kultur. Man kann einem Menschen vielleicht seine Kleidung, sein Auftreten ansehen, man kann die Küche eines Landes sehen und schmecken, ebenso ist Literatur und Musik ohne weiteres erlebbar. Jedoch können wir einem Menschen oder einer Kultur keine Werte, Regeln, Etikette und Vorstellungen ansehen. Ebenso wenig kann man Geschlechterrollen, Erwartungen, Normen und vieles mehr einfach erfahren. Hierzu muss man tiefer schauen, jemanden kennenlernen. Dies ist der Teil des Eisbergs, der unter der Wasseroberfläche liegt.

Nach einer kurzen Kaffeepause sprechen wir darüber, wie man Empathie fördern kann, wie man sich also auf den unsichtbaren Teil des Eisberges einlassen kann. Insbesondere ist hier die Kommunikation wichtig. Wie funktioniert Kommunikation und welche „emotional skills“ gibt es. Auch hier schauen wir wieder ein paar Videos und der Tag ist um.

 

Donnerstag, 15.10.2020

Heute steht auf dem Plan „Project-based learning for an inclusive school”. Huch? Jetzt geht‘s um Techniken. Tatsächlich habe ich den ganzen Tag das Gefühl, dass es nicht mehr um Diversity Classroom Management geht. Denn wir sprechen nur über Unterrichtsmethoden. Den Ansatz des Inquiry Based Learning habe ich nicht verstanden. Ich fühle mich abgehängt. Wir schieben einen Absatz über Kompetenzen ein: Kritisches Denken, Kreativität, Initiative, Problemlösen, Risiken erkennen, Entscheidungen treffen, Gefühlsmanagement.

Hier noch fix ein paar Details zu den Methoden vom Donnerstag:

Project-Based Learning entspricht im Grunde unserer guten Projektarbeit. In Deutschland arbeiten wir insbesondere in allgemeinbildenden Schulen schon lange mit Projektarbeit. In anderen Ländern ist dies nicht so stark vertreten. Besondere Methoden zu Projektarbeit für einen inklusiven oder integrativen Unterricht bekommen wir nicht an die Hand. Projektarbeit soll dabei eine Aufgabe für die Schüler beinhalten, die sie in Gruppen oder als ganze Klasse initiieren, organisieren, planen und durchführen müssen (z.B. Kajakbauen, Erstellen einer Ausstellung o.ä.). Im Gegensatz hierzu steht das Problem-based Learning. Hier wird eine Problemsituation gegeben und die Schülerinnen und Schüler sollen versuchen, dieses Problem zu lösen und Strategien zu entwickeln. Inquiry-based learning ist für uns Deutsche vielleicht manchmal schwer greifbar. Das Problem liegt hierbei in der Abgrenzung zum problem-based learning. IBL setzt eine Fragestellung voraus, ProblemBL ein Problem. In Deutschland wird meines Wissens nach nicht so stark getrennt, beziehungsweise variiert dies auch etwas in den Didaktiken, in denen ich nachgeschlagen habe.

 

Für weiterführende Informationen hierzu empfehle ich:

Project-based learning: https://www.pblworks.org/what-is-pbl

Problem-based learning: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1125189/

Inquiry-based learning: https://www.edutopia.org/blog/what-heck-inquiry-based-learning-heather-wolpert-gawron

 

Freitag, 16.10.2020

Heute geht es um Feedback und Reflektion. Wieder fehlt mir der Bezug zu Diversity Classroom Management. Darüber hinaus kenne ich die Methoden aus der Uni. Touria kennt sie auch. Layla ignoriert das etwas. Naja. Es gibt Zertifikate und wir beenden den Kurs. Touria und ich lassen den Kurs bei einem gemeinsamen Mittagessen ausklingen und verabreden uns für Samstag, um die Toskana zu erkunden.

 

Hier noch Details zu den Feedback-Methoden vom Freitag:

Tatsächlich diskutierten wir hier viel über die Erstellung von Fragebögen, wo Schülerinnen und Schüler zwischen Kategorien wie (trifft voll zu) und (trifft überhaupt nicht zu) wählen können. Es schien mir etwas so, als sei dies in anderen Ländern das Non-Plus-Ultra und voll in Mode. Ich persönlich halte davon nicht viel und finde diese Methoden zum Reflektieren für Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe ohnehin unangebracht und selbst für die Sekundarstufe I noch nicht vollumfänglich nutzbar. Ich persönlich empfehle hier lieber die Feedback-Methodenbar der Uni Duisburg, mit der ich seit Jahren bereits arbeite.

Der große zweite Gesprächsblog befasste sich mehr mit dem WAS als mit dem WIE. Was genau lassen wir eigentlich bewerten, bzw. WEN und ergänzend WER bewertet überhaupt. Es lassen sich nämlich verschiedene Richtungen ausmachen: Schülerinnen und Schüler bewerten sich selbst, Schülerinnen und Schüler bewerten sich gegenseitig, Schülerinnen und Schüler bewerten die Lehrkräfte, Lehrkräfte bewerten Schülerinnen und Schüler usw. Tatsächlich ist dies für mich natürlich verständlich und sogar bekannt, da ich selbst Lehramt studiert habe. In der Arbeit an der Volkshochschule ist dies aber generell so gut wie nicht relevant. An der VHS sind höchstens Kursbewertungen oder Feedbacks zum Unterricht machbar. In der Regel bewerten wir die Leistungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht. Deutsch- und Integrationskurse mögen hier teilweise eine Ausnahme darstellen.

 

Feedback-Methodenbar der Uni Duisburg: https://www.uni-due.de/imperia/md/content/zfh/feedbackmethodenbar_2012.pdf

Samstag, 17.10.2020

Eigentlich hatte die Schule Ausflüge angeboten, tatsächlich sollte aber nur einer stattfinden, aufgrund mangelnder Teilnehmerzahlen. Ich kenne den Ausflug nach Siena schon vom letzten Jahr. Touria möchte sich in einem Reisebus nicht Corona aussetzen.

Stattdessen mieten wir ein Auto und erkunden Lucca, Pisa, Volterra und San Gimignano – ein wunderbarer Tag. Und der Beginn einer neuen Freundschaft.

Florenz: Designing inclusive learning environments to support all students

von K. S.

10.-16. Februar 2020

Ankunft: Vom grauen Norden ins Lern- und Lebensparadies

Grau, matschig, nasskalt: Der Februar ist so ziemlich das scheußlichste, was Norddeutschland zu bieten hat. Gut, dass ich weg darf. Eine Woche nach Florenz. Und dabei (wichtig fürs gute Gewissen) auch noch was lernen: 5 Tage an der Lehrerakademie Europass, Thema „Designing inclusive learning environments to support all students“. Etwas sperrig, zugegeben. Es geht darum, für alle Teilnehmer eine Umgebung zu schaffen, in der sie die zu ihnen passenden Räume, Methoden und Möglichkeiten finden, um erfolgreich zu lernen. 5 Tage? Da hänge ich doch gern noch was vorn dran und fahre einen Tag früher los. Oder besser: fast zwei.

Denn aus Gründen des CO2-Fußabdrucks und der Entschleunigung habe ich mich dazu entschieden, die rund 1300 Kilometer per Bahn zu überwinden. Und das dauert eben etwas länger. Wer es zeitlich einrichten kann und bereit ist, eine Übernachtung mehr zu bezahlen (die wird übrigens ebenfalls bezuschusst), sollte sich vor Beginn des Seminars unbedingt auch einen Tag mehr gönnen. Um richtig anzukommen, die Umgebung zu erkunden, vielleicht schon mal den Weg zum Schulungsort abzulaufen.

Genau das tue ich nach meiner Ankunft am Samstagmorgen. Ankommen. Heißt: Per pedes zu meinem Zuhause der nächsten Woche. Am Rande der Altstadt nördlich des Doms. Da bekommt man gleich ein Gefühl für die Stadt. Laut. Schön laut. Menschen reden, mit oder ohne Handy, laufen (weil häufig zu wenig Platz auf den Bürgersteigen ist) auf der Straße. Autos, Busse, Roller, Räder, Fußgänger – alles wird in geschmeidig flexiblem Slalomstil umkurvt. Dazu scheint die Sonne. Ich liebe es! Meine Gastgeberin, entschuldigt sich direkt beim Türöffnen wortreich für ihren Aufzug. „Es ist Wochenende, da bin ich den ganzen Tag im Bademantel.“

Klar. Warum auch nicht? Die Signora lebt allein in ihrer etwas übermöblierten 5-Zimmer-Wohnung. Ich habe ein Zimmer mit Doppelbett und ein Bad für mich allein – und auch fast die ganze Wohnung. Denn Signora geht gern zum Bridge spielen aus. Oder bleibt in ihrem Schlafzimmer und gibt sich via TV und Tablet das volle Nachrichtenprogramm. Ich fühle mich gleich a casa.

Und was nun tun mit so viel Freizeit? Na, zum Beispiel touristische Trampelfade verlassen und durch enge Seitengassen lustwandeln. Hinter jeder Ecke wartet ein neues kleines oder großes Wow-Erlebnis. Und verhungern muss hier auch keiner. Tipp: In der Via dei Servi (geht ab vom Dom Richtung Nordosten) befinden sich viele kleine, bodenständige Restaurants, die italienische Hausmannskost zu fairen Preisen bieten. Auch zu empfehlen ist eine Busfahrt nach Fiesole (Linie 7).

Ein Busticket kostet 1,50 Euro, kann in „Sale & Tabacchi“-Läden oder – so vorhanden – am Automaten gekauft werden und gilt 90 Minuten. In dieser Zeit kann man unbegrenzt oft mit Bus und Tram hin und herfahren. Achtung! Nach dem Einstieg sofort das Ticket abstempeln. Maschinen dafür gibt es in jedem Bus. Wer das Stempeln vergisst, fährt schwarz!

Der Ort liegt in den Hügeln nördlich von Florenz. Hier oben gibt es viel Ausblick, ein paar kleine Geschäfte und Bars, einen Wochenmarkt und ein kleines Franziskaner-Kloster. Wer zu Fuß zurück in die Stadt laufen möchte: Der Weg ist ausgeschildert, bis ins Zentrum braucht man circa 1 Stunde. Jetzt ist es aber mal genug mit Erholungsprogramm. Schließlich bin ich zum Arbeiten hier.

 

Montag, 10.2.2020: Wer bist du und was machen wir hier?

Raus aus der Haustür, geradeaus, links, rechts – da ist er schon: Der erste Blick des Tages auf den Dom von Florenz. Schön. Und sehr motivierend. Nach etwa 10 weiteren Minuten bequemen Fußmarsches bin ich schon bei Europass. Die Lehrer-Akademie belegt den gesamten 2. Stock eines Renaissance-Palazzo. 63 Steinstufen hoch, linker Eingang, rechts zum Empfang, weiter durch einen schmalen Gang, erste Tür rechts. Klingt verwirrend. Ist es die ersten paar Male auch. Aber dann wird’s.

Unser Arbeitsplatz der nächsten Vormittage ist circa rund 21 qm klein, vanillegelb getünchte Wände, Flachbildschirm, 2 Whiteboards und Balkon mit Blick in den Innenhof. Seminarleiterin Lise Lott aus Schweden, die sich im Ausland lieber Lisa nennt (sprechen Sie „Lise-Lott“ mal auf Englisch aus, dann wissen Sie warum), habe ich schon via Mail kennengelernt. Und jetzt in echt. Sehr sympathisch. Die übrigen Teilnehmerinnen auch. Ja, genau. Wir sind eine reine Frauentruppe und nur zu fünft: eine Gruppe von drei Psychologinnen aus Portugal und eine Psychologin aus Spanien. Alle vier arbeiten als Beraterinnen an Regelschulen.

Na, da bin ich ja gut aufgehoben! Für Kaffee, Tee, Wasser und Kekse ist gesorgt. Dazu gibt’s eine geballte Ladung Infos: WiFi-Passwort, Wochenplan (sehr flexibel nach unseren Bedürfnissen), optionales Ausflugsprogramm (2 Stadtspaziergängen am Nachmittag, 1 Tagesausflug am Samstag) und natürlich Sightseeing-Tipps. Dermaßen gut versorgt, geht’s los mit Vorstellungsrunden: Zuerst mal ein Namensschild aus Papier basteln (mit Namen, Arbeit, Landesflagge, aktuelle Gefühlslage).

Besonders gefällt mir eine weitere Idee, die sich auch für den Unterricht eignet – zum Kennenlernen, aber auch um Hausaufgaben oder neue Lerninhalte abzufragen: Jeder schreibt drei Aussagen zu sich selbst auf. Zwei sind richtig, eine ist falsch. Im Anschluss muss eine andere Person raten, welche Info gelogen ist. Dabei kommt heraus: Dozentin Lisa hat den schwarzen Gürtel in Karate – Respekt! Und in den Arbeitsanweisungen für uns versteckt sich auch schon der nächste Praxis-Tipp: Schlüsselwörter sind unterstrichen und bebildert. Wo möglich kann man an einem Gegenstand beispielhaft vormachen, was zu tun ist, beim Namensschild etwa das Papier falten.

So werden gleich mehrere Kanäle angesprochen. Jetzt geht es an die Inhalte: Probleme, mit denen Teilnehmer beim Lernen zu kämpfen haben könnten, den Unterschied zwischen dem medizinischen und dem sozialen Denkmodel und was genau inklusives Lernen bedeutet. Dazu gehört auch das Universal Design for Learning (UDL) – heißt: jeder wird entsprechend seines Niveaus, seiner Stärken, Interessen und Bedürfnisse in einer wertschätzenden Atmosphäre zum Lernen motiviert. Und dass nach den 3 Prinzipien, nach denen auch unser Gehirn beim Lernen arbeitet: Was? Wie? Warum? Und schon ist der erste Seminartag (immerhin 5 Stunden, nur unterbrochen von zwei 15- Minuten-Pausen!) um.

Mit vollem – und zugleich irgendwie wattig leerem – Kopf geht’s auf Nahrungssuche (das ist in dieser Stadt nun wirklich keine Herausforderung) und dann ab nach Hause. Denn – das ist auch noch schön, wenn man so ganz allein unterwegs ist – man kann sich einfach mal hinlegen und schlafen. Batterie auftanken. Voll fit geht’s danach weiter, 500 Jahre alte Pflastersteine treten und die Stadt genießen.

Dienstag, 11.2.2020: Alle kriegen das Gleiche – das ist nicht fair!

Um Punkt 9 Uhr sind heute alle da. Hochmotiviert für die zweite Runde. Nach einer kurzen gemeinsamen Zusammenfassung des gestrigen Stoffs geht’s weiter mit Diversity. Was bedeutet das? Und warum ist es so wichtig? Gute Idee für den eigenen Unterricht:

In einer Kleingruppe von 2 bis 3 Teilnehmern (TN) schreiben wir unsere Stichpunkte an eine Seite eines DIN A4-Papiers und besprechen anschließend, auf welche Aussagen wir uns einigen können. Die notieren wir in der Mitte. Wie können wir aber nun mit all diesen Verschiedenheiten umgehen? Wichtig ist erst einmal zu begreifen, dass es keinen Sinn macht, allen Lernern mit ihren unterschiedlichen Voraussetzungen das gleiche zu geben.

Man muss jedem erst den Zugang zu allen Möglichkeiten geben, (Equity = Fairness), bevor Gleichheit (Equalitiy) entstehen kann. Einleuchtend. Und trotzdem fällt es im alltäglichen Unterricht immer wieder schwer. Die Frage ist also: Wie? Dafür muss man erst einmal wissen, welcher Schüler welche Probleme beim Lernen hat und warum.

Wir gehen einige Diagnosen durch, die mit Lernschwierigkeiten einhergehen: AD(H)S, DCD (Developmental Coordination Disorder), Asperger Syndrom, der leichtesten Form von Autismus. Welche Anzeichen und spezifischen Probleme gibt es? Wie können Lehrer und Assistenten helfen? Welche Strategien kann der Schüler (etwa bei impulsiven Wutausbrüchen) selbst anwenden? Tolle Idee: Lisa zeigt uns zu jeder Diagnose einen Film aus Sicht eines Betroffenen (alle frei auf YouTube verfügbar).

Als kleine Aktivität zum Tagesabschluss gibt’s noch ein Brainstorming. Wann und warum kann ich selbst eigentlich gut lernen? Erst notieren wir jeder alleine Stichpunkte, dann sammeln wir im Plenum. Plus Fragebogen: visuell – auditiv – taktil – welcher Lerntyp bin ich? Das Ergebnis: Jede von uns lernt anders gut. Und das ist bei unseren Teilnehmern ganz genauso.

Da heute noch die erste von zwei Stadtführungen auf dem Programm steht, entlässt uns Lisa ein wenig früher. Gemeinsam geht unsere Damenrunde zum Mittag in eine der diversen Pizzerien in der Nähe. Wir essen draußen auf der Terrasse. Im Februar! Gegen 15 Uhr treffen wir Kunsthistorikerin Jasmine und Teilnehmer aus den parallel laufenden Europass-Kursen und laufen in Richtung Basilika San Lorenzo (Kapelle inklusive Grabstellen der berühmten Medici-Familie), weiter zur Villa Medici, zum Dom Santa Maria dei Fiori und Palazzo Vecchio bis zum Arno. Jasmine sprudelt geradezu über mit Infos und Details. Auf Englisch mit italienischer Gestik. Super interessant. Nur blöd, dass man das meiste doch wieder ziemlich schnell vergisst.

Mittwoch, 12.2.2020: Motivier mich – aber wie?

Wir starten direkt mit einer Aktion: Board Race! Frage: Was motiviert Teilnehmer zu lernen? Jeder macht sich 2 Minuten lang Notizen, dann stellen wir uns in 2 Gruppen in einer Reihe auf, die erste Person in jeder Reihe bekommt einen Stift in die Hand. Auf „Los!“ haben wir 5 Minuten Zeit, unsere Stichworte eine nach der anderen an je ein Whiteboard zu schreiben.

Bei nur 2 Leuten (Andreia und ich) natürlich abwechselnd. Kann man machen, um vorhandenes Wissen zu aktivieren – auch als Wettkampf. Gute Idee! Das nächste Zauberwort in Sachen Motivation heißt „choice“.

Wer selbst auswählen kann, welche Aufgabe er in welchem Rahmen wie bearbeitet, geht mit viel mehr Elan an die Sache. Wobei die Auswahlmöglichkeiten beispielsweise bei einer Person mit AD(H)S klarer und übersichtlicher sein müsste, eben abhängig vom Lerner und seinen jeweiligen Fähigkeiten und Bedürfnissen. Auch hierzu zeigt uns Lisa einen Film aus der Reihe „The 6 C’s – choice, communication, collaboration, critical thinking, care, creativity“ – danach möchte man am liebsten selber gleich loslegen. Anknüpfend an gestern geht’s zurück zu weiteren Diagnosen, charakteristischen Problemen und Hilfsstrategien: Tourette und OCD (Obsessive Compulsive Disorder).

Auch ungeheuer wichtiges Thema: Hochbegabte Kinder – wie kann ich hier zusätzlich fordern und mit Stoff versorgen? Und welche Strategien helfen bei Dyskalkulie und Dyslexie. Auch hier zeigt Lisa zu einzelnen Diagnosen Filme auf YouTube, die den Lebensalltag jeweils eines oder einer Betroffenen zeigen. Solche Filme sind absolut sehenswert und machen verständlicher, mit welchen zum Teil einfachen Mitteln sich die Lernsituation verbessern lässt.

Ein Beispiel: Menschen mit Dyskalkulie haben unter anderem große Schwierigkeiten damit, einen Zeitraum zu überblicken. Eine Sanduhr mit farbigem Sand zusätzlich zu einer Digital- und einer Analog-Uhr macht die noch vorhandene Zeit (beispielsweise bis zum Ende einer Übung oder des Unterrichts) sichtbar.

Egal, welche Menschen aus welchem Grund zusammenkommen: Um sich wohl zu fühlen und gemeinsam gut arbeiten und lernen zu können, braucht es Vertrauen, Kooperationsbereitschaft, verlässliche und verständliche Kommunikation und Zusammengehörigkeitsgefühl. Teambuilding ist angesagt. Dafür gibt es viele wunderbare Spielideen im Internet, z. B. mit Hulahoop-Reifen. Lisa zeigt uns einige und lässt uns dann selber ran.

Aus 20 Spaghetti, 1 m Klebeband, 1 m Schnur und einem Marshmallow sollen wir als 3er und 2er Team in 20 Minuten einen möglichst hohen Turm bauen. Meine Teamkollegin Ana und ich kämpfen mit verschärften Mitteln, da sie kaum Englisch und ich kein Portugiesisch spreche. „Man kann das auch noch verschärfen, indem in einem Team einer nicht sprechen und einer nur eine Hand benutzen darf“, schmunzelt Lisa. Nein danke! Ich verzweifle schon so. Spaß macht’s trotzdem – und erst ganz kurz vor Schluss, bricht er dann doch noch zusammen, unser Marshmallow-Turm. Lustig! Und zur Gruppenstärkung hat die Aktion auf jeden Fall beigetragen.

Am Nachmittag gönne ich mir die Basilika di San Lorenzo mit Besuch der Krypta. Dort ruht Cosimo der Alte (nicht zu verwechseln mit seinem Urururenkel Cosimo I., der rund 200 Jahre später lebte), dessen Sarkophag – Achtung, sehr bedeutungsschwanger – als Sockel einer Säule dient die das Kirchenschiff zu tragen scheint.

Für eine Extra-Portion Geschichte gehe ich noch in das Museo de Medici in der Via dei Servi (genau, die mit den vielen netten Restaurants). Klein, fein und einsam. Ich bin an diesem Nachmittag die einzige Besucherin. Und erhalte dank eines an die Wand projizierten Stammbaums endlich einen guten Überblick über 400 Jahre Familiengeschichte. Grazie!

Donnerstag, 13.2.2020: Eine Frage des Stils: Viele Wege zum selben Ziel

Nun haben wir schon drei Tage lang so dermaßen viel Wissenswertes zu hören, zu sehen und zu fühlen bekommen – und nun geht es eigentlich erst ans Eingemachte. Zumindest für mich, Daz-Dozentin in Integrationskursen mit Alphabetisierung. Das Thema heute: Zweitsprachen-Lerner.

Erstmal sammeln: Welche Probleme können Menschen haben, die eine neue Sprache lernen oder sogar lernen müssen? Und was kann helfen? Dazu gibt’s wieder ein Papier mit tollen Ideen und Tipps. Zum Beispiel das VENN Diagramm. Es besteht aus zwei (oder auch drei) Kreisen, die sich in der Mitte überschneiden. Mit dieser Methode lassen sich zum Beispiel Dinge und ihre Eigenschaften vergleichen, Gemeinsamkeiten und Unterschiede erkennen und visualisieren.

Und ein solches Diagramm gibt dazu noch einen guten Sprechanlass. Konkret am Beispiel Zitrone und Banane: Die Unterschiede (sauer, saftig – süß, weich) kommen in die Kreise, die Übereinstimmungen (Frucht, gelb) in die Schnittmenge. Nicht verstanden? Dann gibt’s auch hierzu tolle Filme auf YouTube, Stichwort „venn diagramm“.

Haben wir es verstanden? Um das zu checken, dürfen wir jetzt ran und ein paar Dinge über uns notieren: Herkunftsland, Sprachen, Berufe, Eigenschaften, Interessen und einen Traum. Im Gespräch, bei dem wir gemeinsam die Felder ausfüllen, stellen Lorena (die psychologische Schulberaterin aus Andalusien) und ich viele Gemeinsamkeiten fest (wir lesen, reisen und lernen gern etwas über andere Kulturen). Zum besseren Kennenlernen sind VENN Diagramme also auch noch gut.

Weiter geht es mit verschiedenen Möglichkeiten, neu erworbenes Wissen abzufragen. Und zwar über die gewohnten Tests und Klausuren hinaus. Die Teilnehmer sollten eine Wahlmöglichkeit entsprechend der eignen Stärken und Vorlieben haben. Ein Aufsatz, eine Broschüre, eine Präsentation, ein kunsthandwerkliches Stück, ein Film oder ein Rap – alles sollte erlaubt sein. Auch sollten wir uns weniger auf das Curriculum und aufs Auswendiglernen von Daten und Fakten versteifen und dabei Gefahr laufen, die Teilnehmer aus dem Blick zu verlieren. „Bildung ist nicht das Auswendiglernen von Fakten, sondern das Gehirn zum Denken zu trainieren.“ Soll Albert Einstein gesagt haben. Gefällt mir.

Letzter Punkt für heute und auch der schwierigste in der täglichen Arbeit: Differenzierung. Ein Werbevideo von Nike bringt das Thema gut auf den Punkt. Zwei Frauen, die tanzen, jede auf ihre Art, die eine Ballett, die andere Hiphop, aber beide bis zur Perfektion. Sie kommen auf unterschiedlichen Wegen mit ihrem eigenen Stil zum selben Ziel.

Und genau darum geht’s auch hier. Die Art der Aufgabe und das Niveau der Aufgabenstellung muss den Schüler/die Schülerin dort abholen, wo er bzw. sie ist. Ganz klassisch kann man eine Aufgabe beispielsweise in drei Schwierigkeitsstufen anbieten: 1. die Kernaufgabe, 2. die einfachere Variante, 3. eine komplexere Variante.

Als Leitfaden dafür gilt die Einteilung der Lernphasen: 1. Vorwissen abrufen und neues anknüpfen, 2. verstehen, 3. anwenden, 4. schlussfolgern, 5. das neue Wissen in einem anderen Zusammenhang anwenden, 6. eigene Meinung /Einstellung zum Thema formulieren (5 und 6 können auch tauschen). Wie sich ganze Unterrichtseinheiten differenzieren lassen, zeigt zum Beispiel der Film „Motivation through choice and stations“. Die TN bekommen die Möglichkeit zu einem Thema an verschiedenen Stationen Vorwissen zu aktivieren, neues zu erkunden und zu verknüpfen.

Mit Tablets, Büchern, Schreibmaterial, Bastel- und Malecken und auch einer Lehrerstation. Nur an dieser Station gibt es eine tatsächliche Interaktion mit dem/ der Lehrerin, an den übrigen arbeiten die TN selbstständig. Darum bei aller Stationen-Arbeit ganz wichtig und extrem entlastend für den/die Lehrer*in: teach self-help! Die TN müssen sich selber oder gegenseitig helfen können, wenn sie etwas nicht verstehen. Hilfreich sind hier auch Instruktionsvideos – wenn man denn die Technik dafür hat. Dann ist es eine tolle Idee. Getoppt wird die gerade gezeigte Stationen-Arbeit noch von einer anderen Schule in den USA.

Innerhalb der Klasse haben Lehrer gemeinsam mit den Kindern verschiedene Arbeitsnischen mit extrem hohem Wohlfühlfaktor eingerichtet. Mit dabei: Sitzkissen, Yogaball, Ohrensessel, Nestschaukel, Flausch-Teppich. Sogar ein mit Kissen ausstaffiertes Kanu und ein Hochbett mit Höhle gibt es. Ein Traum! Jeder kann sitzen, liegen, lümmeln, wie und wo er will. So macht lernen Spaß!

Zu Differenzierung lässt sich so viel schreiben und zeigen, dass uns Lisa gleich noch zwei Extra-Dokumente mailt: „Differentiation in Action!“ (24 Seiten) und „Differentiation in Practice“ (384 Seiten) – alles in feinstem Englisch.

Da habe ich noch ordentlich was vor mir. Da auch heute wieder ein Stadtrundgang mit Guide winkt, entlässt uns Lisa etwas früher zum Mittag, das wir wieder gemeinsam genießen. Die Mädels sind wirklich klasse und das ständige Englisch-Portugiesisch-Spanisch-Italienisch-Gemisch macht irre Spaß. Die Tour durch Fiorentino führt heute Enzo, Sprachlehrer bei Europass und passionierter Historiker, der uns mit Ernst und melancholischem Charme auf die eher unbekannteren Spuren in der florentinischen Stadtgeschichte stößt.

Woran kann man etwa erkennen, wo in römischer Zeit das Amphitheater stand? Wo steht die am meisten unterbewertete Kirche? Und ist das Geburtshaus Dante Aligheris (Sie wissen schon, der mit dem monströs dicken Werk „Die göttliche Komödie“) auch tatsächlich sein Geburtshaus? Irre spannend. Zu meinem Glück hört sich Enzo gern monologisieren und stopft uns 140 Minuten mit Besserwissen a la Fiorentina voll. Grazie mille!

Bei meinem gestrigen Besuch des Museo de’ Medici hatte ich eine Ankündigung für ein Konzert mit barocker Kammermusik für heute Abend entdeckt. Da gehe ich jetzt hin. In einem Saal des ehrwürdigen Palazzo eines Kumpanen Cosimos I. de Medici (ja, genau, der Medici, der sich im 16. Jahrhundert vom Papst zum ersten Großherzog der Toskana einsetzen ließ) singen zwei Mezzosopranistinnen alte Lieder voller Herzschmerz von Händel, Monteverdi und Purcell. So schön! Beschwingt geht’s nach Hause. E-Mails checken und Lerntagebuch schreiben. Mehr ist nach so einem erfüllten Tag nicht drin.

Freitag, 14.2.2020: Viel Action mit Herz und Verstand

Signora begrüßt mich mit einem „Buon San Valentino!“ und Lisa hat „Baci“, die Pralinen Spezialität aus dem umbrischen Perugia für uns alle gekauft. So kann sogar ich diesem Tag etwas abgewinnen. Wir Damen sind uns einig, dass dieses Valentinstag-Geschenke-und- Briefe-Ding nicht das unsere ist. Zu viel Frust vorprogrammiert. Dann geht es noch um die Organisation des morgigen Tagesausflugs nach Siena, Montereggiohi und San Gimignano. Dieser startet nämlich mit einem zweistöckigen Reisebus. Und die dürfen seit drei Monaten – mal ein sinnvolles Gesetz – nicht mehr in die Altstadt fahren. Also müssen wir raus. Mit der Tram 1 zur Endstation Villa Costanza, direkt an der Autobahn nach Bologna.

Als Ergänzung zu gestern bietet uns Lisa weitere Methoden und Ideen für differenzierte Aufgabenstellungen. Stichworte: R. A. N., Tag of War (Tauziehen), Tic Tac Toe (neun Felder mit verschiedenen Aufgaben, Schüler wählen drei aus, entweder senkrecht, waagerecht oder diagonal) oder ein Menü wie im Restaurant. Dabei müssen alle mindestens 3 Aufgaben als Hauptgang wählen, wer fertig ist, wählt mindestens 2 Aufgaben aus dem Bereich Beilagen, ganz Schnelle nehmen noch mindestens ein (freiwilliges) Dessert. Süße Idee. Bedeutet zwar viel Vorbereitung und Gedankenschmalz, ist aber auch sehr wirkungsvoll und motivierend – Stichwort: Choice!

Der folgende Abschnitt ist vor allem etwas für meine 4 Kolleginnen aus dem Bereich Beratung: der Index of Inclusion. Mit Hilfe dieser Parameter lässt sich erkennen, wie weit die jeweilige Institution schon in Sachen Inklusion ist, was noch verbessert werden muss, und wie sich was wann umsetzen lässt. Grundlage dafür muss immer die Frage sein: Wie wollen wir zusammenleben? Gutes Hilfsmittel dafür ist ein 2-seitiger Fragebogen, den sowohl das Schulpersonal als auch die Kinder und Eltern ausfüllen sollen. Das ist gar nicht so einfach, stellt sich heraus, als wir selber diesen Fragebogen für unsere jeweilige Schule ausfüllen sollen.

Nach all der Theorie wird es Zeit für ein wenig Action: „4 Ecken“! Lisa klebt je einen Zettel mit einer Antwort (ja, nein, vielleicht, weiß nicht/will nicht antworten) in je eine Ecke des Raums, liest uns dann verschiedene Statements vor, zu denen wir unsere Meinung sagen sollen – indem wir in die jeweilige Zimmerecke gehen. Beispiele: Ich mag Fußball. Ich habe schon mal überlegt, meinen Job an der Schule aufzugeben. Man muss immer die Wahrheit sagen. Und so weiter. Gar nicht so einfach. Nach der Runde fragt Lisa die eine oder andere, warum sie in ihrer Ecke steht. Super Methode, um eine eigene Meinung zu bilden und auszudrücken, Stellung zu beziehen, zu reflektieren, den anderen zuzuhören. Und natürlich auch sich besser kennenzulernen.

Jetzt gibt’s nochmal das volle Pfund an Hilfsmitteln – 5 (!) Seiten voller Web-Adressen mit unterschiedlichsten kostenlosen Tools. Gold wert. Nur schade, dass Lisa nicht noch ein Extra-Zeitkontingent verschenken kann, dass sich zur genauen Durchsicht all dieser Seiten nutzen ließe! Und noch ein paar Hinweise zum Thema social education. Damit haben viele Schulen in unseren Herkunftsländern Deutschland, Portugal, Spanien und Schweden schon begonnen. Es geht darum, die Schüler auch in Sachen Selbstwahrnehmung, Selbstmanagement, sozialer Wahrnehmung, Beziehungsfähigkeit und verantwortungsvoller Entscheidungsfindung zu schulen. Diese Werte lassen sich in nahezu jedes Unterrichtsthema einbinden.

Fünf Tage vollgepackt mit Profiwissen. Da weiß man am Ende gar nicht mehr, womit man im Praxisalltag beginnen soll. Viele Ideen habe ich bereits. Zum Beispiel, dass und welche Stationen-Arbeit ich ganz bald in meinem aktuellen (und extrem heterogenen) Alpha Integrationskurs anbieten will und wie ich Aufgaben, die ich ursprünglich fürs Plenum und Einzelarbeit zu Hause geplant hatte für die Präsensphase binnendifferenziert einteilen will.

Grundlage für alle Strategien, Planungen, Förder- und Testprogramme muss aber sein: eine respektvolle, wertschätzende Beziehung zu jedem einzelnen. Oder wie es die US-Schriftstellerin Maya Angelou sagt: „Ich habe gelernt, dass Menschen schnell vergessen, was du gesagt oder getan hast. Aber sie werden nie vergessen, wie sie sich deinetwegen gefühlt haben.“ Stimmt. Das möchte ich noch mehr als sowieso schon beherzigen.

Samstag, 15.2.2020: Avanti, avanti! Im Spurt durch die Toskana – und langsam zurück

Die harte Arbeitsphase ist vorbei. Dafür darf ich heute und morgen früher aufstehen. Abfahrt ist um 8.45 Uhr. Aber eben nicht vom Zentrum aus, sondern von Villa Costanza an der Autobahn Bologna – Firenze. Die Fahrt mit der Tram dauert 21 Minuten. Und zur Tram laufen muss ich auch noch. Klappt aber alles bestens und an der Tram-Endstation gibt’s sogar eine schön, große Bar. Selbst die Autobahnraststätten machen hier im Vergleich zu ihren deutschen Kollegen bella figura. Meine Mädels-Truppe ist schon da. Und langsam trudeln auch die anderen Mitreisenden ein. Im Doppeldeckers (wir sitzen natürlich oben) geht’s über die Schnellstraße nach Siena – meiner großen Liebe.

Hier habe ich Mitte der 90er ein Jahr lang studiert. Heimspiel. Während Florenz seine Blüte in der Renaissance begann, ist Siena architektonisch im Spätmittelalter steckengeblieben. Und das tut dieser Stadt gut. Enge Gassen, rauf und runter (Siena ist auf drei Hügeln gebaut, im Tal in der Mitte liegt einer der schönsten Plätze weltweit, die Piazza del Campo), keine Autos. Aber leider: viele Touristen. Schon jetzt im Februar!

Im Eiltempo galoppieren wir – aufgeteilt in drei Gruppen – durch die Stadt. Eine Stunde mit (recht oberflächlichen) Erklärungen unserer Leiterin Carmen. Dann haben wir eine Stunde Zeit, um auf eigenen Faust die Stadt zu erkunden. Eine Stunde! Nun ja. Wir entscheiden uns dafür, in den Dom zu gehen, dessen Eintritt für uns überraschend nun doch kostenlos, weil inklusive ist. Ich war schon so oft hier drin.

Und jedes Mal denke ich wieder: So schön! Und ich bin wahrlich kein Kirchenfan. Allein die Ausgestaltung der Kuppel von Innen ist den Eintritt wert. Und die Boden-Mosaike. Von der Piazza del Campo gehen wir gemeinsam zurück zum Bus. Jetzt ist uns ein Mittagessen mit Weinprobe auf dem Land versprochen. Da hat man doch gleich ganz romantisch verträumte Vorstellungen.

 

Die wird leider enttäuscht, da sich das Weingut als kleinindustrielle Winzerei in der Tiefebene entpuppt, in der ein junger Mann (wohl der Sohn des Hauses) beim Essen nicht müde wird, die einzelnen Probeweine zu beschreiben. Praktischerweise liegt neben unseren Tellern auch gleich ein Bestellformular. Fühlt sich ein bisschen an wie eine Butterfahrt. Aber das Essen (Schinken, Salami, Pecorino mit Brot und Öl, Pasta mit Ragu) schmeckt gut.

Als Wiedergutmachung geht es im Anschluss nach Monteriggioni, zu Zeiten der ewigen Fehden zwischen Florenz und Siena im 13. bis 15. Jahrhundert eine Burg als Ausguck, ob die Feinde aus dem Norden anrücken. Heute ein zwar touristischer, aber trotzdem ruhiger und malerischer Ort hoch auf einem Hügel gelegen. Zeit zum Umschauen: 30 Minuten!

Danach rollt der Bus weiter nach San Gimignano, dem sogenannten „Manhattan des Mittelalters“. Diesen Namen hat der Ort seinen noch stehenden 14 Geschlechter-Türmen zu verdanken. Nur hier gibt es noch so viele von den Türmen, die einst wohlhabenderen Familien als Wehr- und Wohntürme, in friedlicheren Zeiten vor allem nur noch als Prestigeobjekt dienten.

Hier haben wir immerhin zwei Stunden freien Auslauf. Und ich habe die Zeit, für meine Daheimgebliebenen ein Wildschwein aus Plüsch sowie in Salami-Form zu erjagen. Und ganz viel Toskana einzusaugen.

Nach der Rückkehr nach Florenz (der Bus konnte uns jetzt an der Stazione Leopolda nahe des Zentrums absetzen), schlendern wir Mädels noch einmal gemeinsam durch die florentinischen Gassen. Und verabschieden uns herzlich mit Umarmungen und Küssen. Was für eine Woche! Morgen geht’s zurück nach Deutschland. 15 Stunden Zugfahrt. Florenz – Bozen – München – Hamburg – Tornesch. Aber dieses Mal am Tag.

Gibt auf der Strecke viel zu gucken. Und in der Zeit kann ich ganz gemütlich die Woche verdauen. Per Reiseblog. Danke für alle Infos, Gedanken und Erfahrungen, liebe Lisa. Danke, liebe Tatiana, Ana, Andreia und Lorena für den respektvollen und oft sehr fröhlichen Austausch!

Das war eine wundervolle Woche! Und ich kann nur jedem und jeder Kolleg*in – egal welchen Fachs oder welcher Schulform – empfehlen: Machen Sie diese Fortbildung! In Florenz. Oder in Dublin. Oder Nizza. Oder Valetta. Oder Barcelona. Es lohnt sich. Nein, es ist unbezahlbar!

Von links: Tatiana, Andreia, Lorena, Katrin (ich), Lise-Lott (Lisa), Ana