Florenz: Facing Diversity. Intercultural Classroom Management

von D. H. R.

12.10.-17.10.2020

Nachdem ich den Kurs eigentlich schon Ende Juni besuchen wollte, plante ich nun trotz der Corona-Pandemie, den Kurs im Oktober zu belegen. Die Schule EUROPASS informierte mich immer sehr gut über den aktuellen Stand und hielt mich auf dem Laufenden. Insbesondere Tania Strugova von EUROPASS war hier immer eine große Hilfe.

Nicht ganz so einfach war die Buchung der Flüge, die mehrfach verschoben wurden. Letzten Endes wurde mein Rückflug komplett gestrichen. Mein Hinflug wurde insgesamt 18-mal verschoben – andere Uhrzeiten, Tage, Zwischenstopps. Das konnte ja was werden. Am Ende entschied ich mich schon früher nach Italien zu fliegen, insbesondere da die Verbindung Hamburg – Florenz sehr schlecht ist. Los ging es also am 08.10.2020 nach Neapel. Nach ein bisschen kulturellem Flair am Fuße des Vesuvs, ging es dann am 11.10.2020 mit dem Zug nach Florenz. Endlich!

Montag, 12.10.2020

Meine zweite Mobilität nach Florenz beginnt. Schnell Frühstück bei I Ghibellini, zwei Wegminuten von der Schule, und ab geht’s. Bekannte Gesichter empfangen mich – Tania hat mich sofort wiedererkannt. Im Klassenraum angekommen, bin ich erstaunt: nur eine andere Teilnehmerin. Touria aus Belgien war die einzige, die sich außer mir aufgemacht hatte. Allen anderen blieb dies aufgrund zahlreicher Reiserestriktionen leider verwehrt. Schade! Aber nun gut – Vorstellungsrunde, Gespräche über die Schulen und unsere Arbeit machten den Anfang und nach einer kleinen Kaffeepause sprachen wir über Diversität in unseren Klassen und wie wir ihr begegnen. Welche Probleme ergeben sich? Wie versuchen wir diese zu lösen. Wir stecken also erst einmal den Rahmen ab für den Rest der Woche.

 

Dienstag, 13.10.2020

Zweiter Tag. Corona bestimmt auch den Alltag in der Schule. Masken sind Pflicht. Layla Dari, unsere italienische Dozentin trägt ein Visier, Desinfektion für alle. Und natürlich schleicht sich Corona auch immer wieder in unsere Gespräche. Die Pandemie lässt sich nicht ausblenden.

Wir sprechen zuerst über Unterschiede zwischen Interkulturell und Intrakulturell. Wir halten fest, dass intrakulturell sich auf eine einzelne Kultur und deren Regeln und negative Effekte bezieht – beispielsweise Stereotypen. Interkulturell steht für den Austausch zwischen zwei oder mehr Kulturen. Das Konfliktpotential liegt hier im Unbekannten und Ungewissen.

Layla erzählt viel und lässt eine Powerpoint durchlaufen. Tatsächlich verstehe ich nicht alles, da ihr Englisch manchmal schlecht zu verstehen ist und sie manchmal sehr schnell springt. Wir sehen ein paar Videos und sprechen anschließend über die Probleme in den Videos. Anschließend gibt uns Layla Beispielfälle mit Aufgaben, die wir lösen sollen. Spannend.

Mittwoch, 14.10.2020

Heute wird es sehr interessant. Der kulturelle Eisberg. Ich kenne ihn noch aus der Uni. Insofern ist er für mich nicht neu, allerdings gehen wir sehr tief darauf ein und schauen uns verschiedene Texte und ein Video dazu an. Am Ende sollen wir einen leeren Eisberg ausfüllen.

Der kulturelle Eisberg ist die Versinnbildlichung von kulturellen Eigenheiten. Nur 10 Prozent des Berges können wir sehen, der Rest liegt unter Wasser, unsichtbar. Ebenso funktioniert Kultur. Man kann einem Menschen vielleicht seine Kleidung, sein Auftreten ansehen, man kann die Küche eines Landes sehen und schmecken, ebenso ist Literatur und Musik ohne weiteres erlebbar. Jedoch können wir einem Menschen oder einer Kultur keine Werte, Regeln, Etikette und Vorstellungen ansehen. Ebenso wenig kann man Geschlechterrollen, Erwartungen, Normen und vieles mehr einfach erfahren. Hierzu muss man tiefer schauen, jemanden kennenlernen. Dies ist der Teil des Eisbergs, der unter der Wasseroberfläche liegt.

Nach einer kurzen Kaffeepause sprechen wir darüber, wie man Empathie fördern kann, wie man sich also auf den unsichtbaren Teil des Eisberges einlassen kann. Insbesondere ist hier die Kommunikation wichtig. Wie funktioniert Kommunikation und welche „emotional skills“ gibt es. Auch hier schauen wir wieder ein paar Videos und der Tag ist um.

 

Donnerstag, 15.10.2020

Heute steht auf dem Plan „Project-based learning for an inclusive school”. Huch? Jetzt geht‘s um Techniken. Tatsächlich habe ich den ganzen Tag das Gefühl, dass es nicht mehr um Diversity Classroom Management geht. Denn wir sprechen nur über Unterrichtsmethoden. Den Ansatz des Inquiry Based Learning habe ich nicht verstanden. Ich fühle mich abgehängt. Wir schieben einen Absatz über Kompetenzen ein: Kritisches Denken, Kreativität, Initiative, Problemlösen, Risiken erkennen, Entscheidungen treffen, Gefühlsmanagement.

Hier noch fix ein paar Details zu den Methoden vom Donnerstag:

Project-Based Learning entspricht im Grunde unserer guten Projektarbeit. In Deutschland arbeiten wir insbesondere in allgemeinbildenden Schulen schon lange mit Projektarbeit. In anderen Ländern ist dies nicht so stark vertreten. Besondere Methoden zu Projektarbeit für einen inklusiven oder integrativen Unterricht bekommen wir nicht an die Hand. Projektarbeit soll dabei eine Aufgabe für die Schüler beinhalten, die sie in Gruppen oder als ganze Klasse initiieren, organisieren, planen und durchführen müssen (z.B. Kajakbauen, Erstellen einer Ausstellung o.ä.). Im Gegensatz hierzu steht das Problem-based Learning. Hier wird eine Problemsituation gegeben und die Schülerinnen und Schüler sollen versuchen, dieses Problem zu lösen und Strategien zu entwickeln. Inquiry-based learning ist für uns Deutsche vielleicht manchmal schwer greifbar. Das Problem liegt hierbei in der Abgrenzung zum problem-based learning. IBL setzt eine Fragestellung voraus, ProblemBL ein Problem. In Deutschland wird meines Wissens nach nicht so stark getrennt, beziehungsweise variiert dies auch etwas in den Didaktiken, in denen ich nachgeschlagen habe.

 

Für weiterführende Informationen hierzu empfehle ich:

Project-based learning: https://www.pblworks.org/what-is-pbl

Problem-based learning: https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1125189/

Inquiry-based learning: https://www.edutopia.org/blog/what-heck-inquiry-based-learning-heather-wolpert-gawron

 

Freitag, 16.10.2020

Heute geht es um Feedback und Reflektion. Wieder fehlt mir der Bezug zu Diversity Classroom Management. Darüber hinaus kenne ich die Methoden aus der Uni. Touria kennt sie auch. Layla ignoriert das etwas. Naja. Es gibt Zertifikate und wir beenden den Kurs. Touria und ich lassen den Kurs bei einem gemeinsamen Mittagessen ausklingen und verabreden uns für Samstag, um die Toskana zu erkunden.

 

Hier noch Details zu den Feedback-Methoden vom Freitag:

Tatsächlich diskutierten wir hier viel über die Erstellung von Fragebögen, wo Schülerinnen und Schüler zwischen Kategorien wie (trifft voll zu) und (trifft überhaupt nicht zu) wählen können. Es schien mir etwas so, als sei dies in anderen Ländern das Non-Plus-Ultra und voll in Mode. Ich persönlich halte davon nicht viel und finde diese Methoden zum Reflektieren für Schülerinnen und Schüler in der Primarstufe ohnehin unangebracht und selbst für die Sekundarstufe I noch nicht vollumfänglich nutzbar. Ich persönlich empfehle hier lieber die Feedback-Methodenbar der Uni Duisburg, mit der ich seit Jahren bereits arbeite.

Der große zweite Gesprächsblog befasste sich mehr mit dem WAS als mit dem WIE. Was genau lassen wir eigentlich bewerten, bzw. WEN und ergänzend WER bewertet überhaupt. Es lassen sich nämlich verschiedene Richtungen ausmachen: Schülerinnen und Schüler bewerten sich selbst, Schülerinnen und Schüler bewerten sich gegenseitig, Schülerinnen und Schüler bewerten die Lehrkräfte, Lehrkräfte bewerten Schülerinnen und Schüler usw. Tatsächlich ist dies für mich natürlich verständlich und sogar bekannt, da ich selbst Lehramt studiert habe. In der Arbeit an der Volkshochschule ist dies aber generell so gut wie nicht relevant. An der VHS sind höchstens Kursbewertungen oder Feedbacks zum Unterricht machbar. In der Regel bewerten wir die Leistungen von Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht. Deutsch- und Integrationskurse mögen hier teilweise eine Ausnahme darstellen.

 

Feedback-Methodenbar der Uni Duisburg: https://www.uni-due.de/imperia/md/content/zfh/feedbackmethodenbar_2012.pdf

Samstag, 17.10.2020

Eigentlich hatte die Schule Ausflüge angeboten, tatsächlich sollte aber nur einer stattfinden, aufgrund mangelnder Teilnehmerzahlen. Ich kenne den Ausflug nach Siena schon vom letzten Jahr. Touria möchte sich in einem Reisebus nicht Corona aussetzen.

Stattdessen mieten wir ein Auto und erkunden Lucca, Pisa, Volterra und San Gimignano – ein wunderbarer Tag. Und der Beginn einer neuen Freundschaft.